Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

malore

Erklärung

siehe "malochen".

Mämme

Erklärung

"Memme", "Mimm" 'weibliche Brust': "Mensch, kuck ma, wat die vor Mämmen hat. Durch die Bluse kannsde voll deren Mämmen durch sehen."

"Mämmespeck" 'Speckring um den Bauch': "Der hat echt Mämmespeck angesetzt."

"Memmentempel" 'Wohnheim für Krankenschwestern und -schülerinnen'.

Nur noch selten zu hören ist "Memmendrück" als Bezeichnung für eine stattliche, gestandene Frau. Diese derbe Bezeichnung bedeutet in den rheinischen Mundarten eigentlich 'Kuheuter'.

Die abgeleitete "Mämme" 'Muttersöhnchen, Weichei' ist heute in der allgemeinen Umgangssprache weit verbreitet.

Mampe

Erklärung

'Brei, Matsche': "Für die Blagen iset dat schönste: Aus Wasser und Erde ganz viel Mampe machen un dann ordntlich darin herummantschen."

mampfen

Erklärung

"mamfen" 'viel essen, unmanierlich essen': "Der Dicke mampft sich da einen, da kannze nich hinkucken. Gibbet hier nix zu mampfen? Ich brauch wat zu mampfen. Kuck ma, wat die am mampfen sind. Mensch, müssen die Kohldampf haben." Aber auch ganz neutral verwendet: "Komm, da gibbet wat zu mamfen."

"Mampf/Mamf" wird auch schon mal abschätzig für 'schlechtes, verkochtes Essen' benutzt: "Peter, geh heut nich inne Kantine, ich komm graat von da, den Mamf kresse nich runter, föschterlesch." (Das "p" in "Mampf" und "mampfen" wird tendenziell nicht ausgesprochen).

Mang

Erklärung

"Mann" 'Korb': "Ich hol noch en Mang Ärpeln ausem Keller." Das alte rheinische Mundartwort hört man noch häufig in der Umgangssprache.

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!