Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

mangs

Erklärung

"mangs" 'breiig, weich, zerfließend', aber auch 'zart' (bei geschmortem Fleisch): "Der Camembert is aber ziemlich manks. Der Teich is wat mangs, der geht nich auf. Dat Fleisch is noch nich richtich mangs."

"mangs machen" bedeutet 'breiig machen, zu einer Einheit vermischen'. Beim Backen zum Beispiel: "Der Teisch mussde jetz richtich juut mangs machen, da darf kein Knötchen drin sein, un da darf mer auch nix mehr erkennen können, wat da drin jekommen is." ("drin jekommen" 'hineingekommen', "wat da drin jekommen is" sind also die Zutaten), oder man sagt grob: "Em Bauch wird doch alles mang"s, wenn jemand penibel sein Essen getrennt zu sich nimmt.

Mann

Erklärung

In dem resignierenden Seufzer "Mann Mann Mann": "Ich kann donnich mit aufe Party! Maan Mann Mann, dat kann donnich wahr sein, sach dein Alten, die müssen ma lanksam ohne dich klar kommen."

"Alle Mann" 'jeder (aus einer Gruppe)': "Wir sind mit alle Mann in den Kegelurlaub."

Dazu auch "alle Mann hoch": "Wenn Ihr meint, Ihr passt hier alle Mann hoch in dat Krankenzimmer, dann kommd-erein! Dann sehn mert ja."

Männe

Erklärung

Steht in der Regel wohl für den '(Ehe-)Partner', kann aber auch in seltenen Fällen für den 'Mann' allgemein gelten: "Wat macht dein Männe? Is dein Männe auch schon wider im Garten am krosen? Kuck ma den Männe da, wie der angezogen is."

Männe

Erklärung

"Menne" 'Mann, Typ, Geliebter': "Den Klunker hat ihr Menne ihr aufe Kirmes geschossen." Sagt man im Ruhrgebiet.

Männeken

Erklärung

eigentlich 'Männchen', hier als drohende Anrede "Hömma, Männeken, wenne nich gleich ruhich bis! Pass bloß auf Männeken, wat du sachs!" Auch abwertend gebraucht: "Der Schiedsrichter is aber en giftich Männeken. Son Männeken un sonne Schnauze!" Die eigentlich niederfränkische Verkleinerungsendung "-ken" ist in diesem Fall auch im zentralen Rheinland zu hören.

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!