Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Sabbelhphilipp

Erklärung

'Schwätzer': "Hör dir den Sabbelphilipp wieder an!"

sabbeln

Erklärung

"besabbeln", "rumsabbeln" 'schwätzen, dumm daher reden': "Sabbel nich un komm her! Wat bisse da wieder am sabbeln. Sabbel hier nich rum un hau ab! Ich glaub, dat müssen wir ma in Ruhe besabbeln (besprechen)."

"Sabbel" 'geschwätziges Mundwerk': "Nu halt endlich dein Sabbel."

"Gesabbel" 'dummes Gerede': "Ich kann dem sein Gesabbel nich mehr hören!"

Wenn jemand unaufhörlich "sabbelt", dann ist er ein "Sabbelkopp", eine "Sabbelschnüss", "Sabbelfutt" oder "Sabbelkunt".

"Sabbelwasser trinken" 'viel sprechen': "Wat is denn mit dem los, hat der heut Sabbelwasser getrunken?"

sabbern

Erklärung

'spucken und kleckern aus dem Mund', auch Bezeichnung für Nasensekret.

sabsüßwässrig

Erklärung

'süßsaurer, skeptischer Gesichtsausdruck': "Hast du ihren sapsüßwässrigen Blick gesehen, als ich den Vorschlag gemacht habe?" Das Wort geht wohl auf "Sapsüß" zurück, wörtlich "Saftsüß", wie am Niederrhein und in Duisburg 'Lakritz' genannt wird. "Sapsüßwässrig" ist eine seltene Erweiterung, die sich auf Lakritzwasser und seinen Geschmack bezieht.

Sache

Erklärung

In der Wendung "sagen, was Sache is" 'auf den Punkt kommen, Klartext reden': "Eier doch nich so rum, sach doch jetz ma, wat Sache is! Wat is hier Sache? (um was geht es)."

Nur im Plural: "Wat machs du denn vor Sachen? Mach die Sachen nich." (Dummheit, Streich)

Auch in der Bedeutung 'Kleidungsstück': "Wat has du denn vor alte Sachen an."

Oder 'Stundenkilometer': "Der is mit 52 Sachen durch die Kinderstraße gebraten."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!