Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

ja nicht

Erklärung

(die Betonung liegt auf dem "ja") 'auf keinen Fall, gar nicht': "Dass du mir ja nich ohne zu kucken auf die Straße rennst. Mach dat ja nich!"

ja-nee

Erklärung

Sagt man, wenn man eigentlich etwas abschlägig bescheiden will: "Kommst du heute Abend mit ins Kino? Ja-nee, ich hab eigentlich keine Zeit." Wird häufig benutzt um Nicht-Einverständnis auszudrücken. "Könnwer am am Wochenende ne Party feiern? Elli hat Geburtag!" "Ja-nee, is klar! Beim letzten Mal habt ihr ja auch so schön aufgeräumt!"
Der Ausdruck "Ja nee, is klar" ist als Markenzeichen des Comdedians Atze Schröde fast schon legendär.

Jabe Jottes

Erklärung

In der Wendung "jute Jabe Jottes" 'Helfer in der Not': "Du bis en jute Jabe Jottes" sagt im Rheinland als Dank für eine Hilfe; oft auch ironisch gemeint zu einem üppigen Essen oder einem guten Schluck.

Jabiko

Erklärung

siehe "Gabiko".

Jacke

Erklärung

In der Wendung "Jacke wie Hose" 'egal, gleich': "Ob die am Samstach auflaufen oder nich, dat is Jacke wie Hose, gewinnen tun die eh nich."

"etwas auf die Jacke kriegen" 'jemanden schlagen, prügeln': "Du krichs gleich wat auf die Jacke, wenne nich pariers."

"die Jacke ausziehen" für 'gekündigt werden': "Ich klau doch hier kein Papier, dafür zieh ich nicht die Jacke aus."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!