Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Taat

Erklärung

"Tart" 'Blechkuchen' (aus französisch "tarte"), "Prummetaat", "Appeltaat" usw., ehemals übliche Bezeichnung in den Mundarten, heute nicht mehr oft in der Umgangssprache zu hören. In der Ahreifel gibt es auch die "Fratzetart" 'Stachelbeerkuchen', wohl als Anspielung auf die sauren Füchte.

Tach

Erklärung

'Tag': "Tach! Tach auch! Tach zusammen! Tachchen! Tachjen! (Guten Tag) Wat machse eigentlich den lieben langen Tach? An dem Tach kann ich grad nich."

"Mittach": "Über Mittach bin ich nich da."

"Samstach": "Am Samstach is Party."

"Nammittach": "Am Nammitach muss ich mich immer en Stündchen hinlegen, sons bin ich nich zu gebrauchen."

"andern Tach" 'der nächste, folgende Tag, ein paar Tage später': "Letzten Freitach hat der noch groß rumgetönt, datter getz am Wochenende mittat schöne Wetter endlich ma den Gaaten feddich macht. Andern Tach, wen seh ich um 11 in Badezeuch Richtung Schwimmbad abdackeln? Dat Buch haddich mir ausgeliehn auße Stadtbücherei, dat war schonn dreima verlängert, da musste ich dat Donnerstach widder hinbringen. Andern Tach krich ich 'n Brief vonne Stadtbücherei, wo dat Buch bleibt."

"von einem Tach" in der Wendung "ein Mensch von einem Tach" 'ein Mensch, der kurz vor seinem Tod steht': "Besuch doch ma den Onkel Erich, dat is doch en Mann von einem Tach!"

Tacheles

Erklärung

In der Wendung "Tacheles reden" 'ein offenes Gespräch führen, jemandem ungeschminkt die Wahrheit sagen': "Jetzt reden wir aber mal Tacheles! Mit dem müsste ma einer Tacheles reden, aber dat traut sich keiner."

tachteln

Erklärung

"tacheln" 'hauen, schlagen, prügeln': "Dä kricht gleich ein jetachtelt. Der bekam einen getachtelt, der war nich von schlechten Eltern."

Tacken

Erklärung

'Groschen' (neuerdings auch 'Euro'): "Neulich hab ich hinten inne Sofaritze noch en paa alte Tacken gefunden. Komm, schieb die Tacken rüber, den Null hasde verloren."

"Tacken" kann auch einfach 'Stück, Stückchen' bedeuten: "Kannsde nich en Tacken schneller machen?"

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!