Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

ebbes

Erklärung

Bedeutet im südlichen Rheinland 'etwas': "Ich komm heut Obend ebbes später. Haste ebbes, dann biste ebbes! "

ebend

Erklärung

Kann im Rheinland neben der Grundbedeutung 'eben' auch als bestätigende Floskel benutzt werden: "Ich bin ebend ma wech. Du has Recht gehabt, dem Nachbarn kann man nich trauen. - Ebend, hab ich dir doch gleich gesacht." Offensichtlich ist ein alter Fernsehsketch von Dieter Krebs schon in der Umgangssprache (zumindest in Düsseldorf) angekommen, denn dort kann man die triumphierende Antwort "Ebend!" mit "Nackend!" bestätigen.

ebkes

Erklärung

"efkes", "effkes" 'eben, mal eben'; eines der wichtigsten Wörter am Niederrhein; ohne "ebkes/efkes" liefe dort nichts: "Gehste mal ebkes zum Bäcker? Ich muss ma efkes umme Ecke. Mach doch ma ebkes en paa Dubbels. Tusse mich mal ebkes zur Hanni bringen? Kannsde ma ebkes das Fenster los machen? Kannse mich efkes die Schüssel geben? Effkes mitten Lappen drübber, schon iset sauber."

echt

Erklärung

In der Wendung "in echt". Die Wendung kann als Bekräftigung einer Aussage oder als Frage verwendet werden: "Ich hab die Kiste ganz billich gekricht. In echt? Ich hab gestern den Meister von der Nachbarin gesehen, in echt!" Ausbau möglich als "in echt oder aus Scheiß?" 'wirklich oder nur so blöd dahergequatscht': "Ich wander aus inne Türkei. Sachße dat gezz in echt oder aus Scheiß?"

Man kann "echt" auch sehen: "Den Peter Maffei hab ich echt in echt gesehen!"

Außerdem in der Wendung "echt ma!" als Bestätigung: "Scheißwetter heute! Aber echt ma!"

"nicht ganz echt sein" 'leicht verrückt sein': "Du bis ja nich ganz echt, gehts noch?"

Ecke

Erklärung

Die Wendung "umme Ecke" kann viele Bedeutungen haben: "Der Taxistand is umme Ecke rum. (ganz in der Nähe) Ich komm aus der Ecke um Dortmund. Ich kenne die Ecke (Gegend) Der is mit dem um zehn Ecken verwandt. Der Typ is ne ganz schöne Ecke (besonders groß, kräftig) Dat is längst umme Ecke. (längst vorbei sein, erledigt) Den bring ich noch umme Ecke. (töten)"

Um eine Unmöglichkeit zu verdeutlichen, heißt es im Ruhrgebiet: "Versuch ma, im runden Zimmer inne Ecke zu pinkeln!" Man kann auch "eine Ecke ab haben", dann ist man nicht ganz bei Trost: "Der hat doch ne Ecke ab, hier sone Scheiße zu erzählen."

Außerdem kann man "eine Ecke Wurst" kaufen: "Ich hät gern noch ne Ecke von der Mettwurst da. (ein kleines Stück, etwas)" In Studenten-WGs wurden früher oft billige "Käseecken" (Endstücke) gekauft. Auch schön der Witz: "Wo dran erkennt man eine Waldorfschule? Die Fenster ham appe Ecken. "

Außerdem kennt man im Rheinland auch "runde Ecken" (statt abgerundet) und "schräge Ecken" (Straßenecken im spitzen Winkel) und "die Ecke", "anne Ecke" oder "aufe Ecke" als Ortsbezeichnungen (Der wohnt da aufe Ecke).

Eine der wichtigsten Einrichtungen überhaupt: Die Eckkneipe, die auch schon mal "Zur runden Ecke" heißen kann. Deshalb ist jemand, der sagt "Ich bin mal anne/aufe Ecke en Bier trinken" an einer benachbarten Straßenecke entweder in einem Büdchen oder in einer Eckkneipe.

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!