Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Panz

Erklärung

(seltener "Pänz") 'Kind', meist nur in der Mehrzahl "Pänz" (in Duisburg und Düsseldorf lautet die Pluralform auch "Pänze"): "Die verflixten Pänz haben schon wieder die Erdbeeren geklaut. Wo sind denn die Pänz?"

Ganz freche Kinder sind "Saupänz": "Die Saupänz machen einen Krach, nich zum Aushalten!"

"Wutpanz" 'Kind, das laut und wütend weint oder schreit' (findet man im westlichen Ruhrgebiet): "Hör dir ma bloß den Wutpanz an, wattä wieder am schreien is."

Papp

Erklärung

'Vater': "Der Papp kann jetz auch nich mehr im Garten arbeiten. Mein Papp war en prima Handwerker."

Papp

Erklärung

'dicke Suppe, Brei, auch in Milch eingeweichter Zwieback'; meist in der Wendung "den Papp aufhaben": "Jetz hab ich aber den Papp auf (unzufrieden sein, keine Lust mehr haben)." Siehe auch "Knubbelpapp".

"pappsatt": "Jetz bin ich aber pappsatt (abgefüllt, überfressen, völlig satt)."

Ein "Pappkopp" hat nur Brei im Kopf: "Ey, dat is vielleicht n Pappkopp!"

"Pappnase": "Du Pappnase!" Harmlosere Beleidigung, etwa wie: 'Blödmann, Doofkopp!'

Päppchen

Erklärung

"Päppken" 'Milchbrei, in Milch eingelegte Weißbrotstücke oder Zwieback', oft als Kinder-/Babynahrung oder Abendessen: "Boh, ich kann dat ewige Päppchen nich mehr sehn. Kann ich nich wat anderes kriegen?"

Auch 'unappetitlich': "Willse ma mein Päppken sehen?" als Bezeichnung für das Ausgekaute im Mund.

Pappe

Erklärung

'Führerschein': "Morgen krich ich die Pappe wieder. Wie der fährt, da wundert man sich, wie der überhaupt an seine Pappe gekommen is. Der hat gestern wieder ne Pappe in der Kneipe gemacht. (in der Wirtschaft einen Deckel machen)."

"auf Pappe saufen" 'anschreiben lassen'.

"nicht von Pappe sein" 'wichtig, bemerkenswert sein': "So eine Krankheit ist nicht von Pappe, da musste aufpassen."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!