Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Panne

Erklärung

Meist im Plural "Pannen" 'Dachpfanne': "Dat Blaach hat die falschen Pannen auf em Dach (rothaarig sein). Die von nebenan hat jetz auch falsche Pannen auf em Kopp, die sind potthässlich (Perücke)."

Wenn man in Bonn 'leicht bescheuert' ist, "hät me eene an de Pann" oder, wenn es schlimmer ist, "hät me en Pann kapott".

"Pannhütte" 'Ziegelei': "Wat bis du denn, Graf Koks vonne Pannhütte oder wat?" (beliebte Bezeichnung im Ruhrgebiet).

panne

Erklärung

In der Wendung "panne/pannich sein" sowohl 'erschöpft, müde' als auch 'leicht bescheuert, dämlich': "Bisse pann oder wat, hier so zu rasen! Der liegt völlig panne inne Ecke. Danach war ich restlos panne. Ich geh doch in Duisburg nich mehr int Stadion, ich bin doch nich pannich. Der is doch panne im Kop."

Panne

Erklärung

'Schaufel, Schüppe' (unter Tage und bei Tiefbauarbeitern): "Den ganzen Tach anne Panne, ich kann nich mehr."

"pannen" 'mit der Schaufel arbeiten': "Mann, haben wir wieder gepannt."

"gepannt" wird im Ruhrgebiet. Wohl zu "Pann" 'Pfanne'.

Pänneke Fett

Erklärung

"pännekesfett" 'Wohllebe, wohllebend': "Bei dem herrscht auch Pänneke Fett. Also, wenn der et nich pännekesfett hat." Das "fette Pfännchen" kennt man am Niederrhein, im Ruhrgebiet und im westlichen Rheinland.

Pannekopp

Erklärung

'Dummkopf, Idiot': "Der Pannekopp rafft nix."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!