Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Pannemann

Erklärung

'dummer Mensch, Blödmann': "Du biss voll der Pannemann, ey. Aber dann kommt wieder irgend so ein Pannemann, un dann kannze dat wieder vergessen." Eine Steigerung ist die Wendung "Pannemann und Söhne"; sie wird als Antwort auf eine unsinnige Bemerkung oder unverschämte Frage verwendet: "Kannze mit ma nen Hunderter leihen? Pannemann und Söhne, du hasst sie wohl nich mehr alle."

Allerdings hört man "Pannemann" auch schon mal als Kosewort: "Wir lieben unseren kleinen Pannemann natürlich über alles."

Pännke Industrie

Erklärung

ist eine Pfanne mit Bratkartoffeln. Die Bezeichnung geht auf die Kartoffelsorte "Industrie" zurück, die seit 1900 am Niederrhein verbreitet war. Heute ist diese Bezeichnung nur noch bei Älteren gebräuchlich.

Pannläppcher

Erklärung

Gab es früher In Rösrath: die übrigen Knödel (oder Klöße) vom Vortag wurden in Scheiben geschnitten und in der Pfanne gebräunt. "Lecker, Papi macht Pannläppcher! haben wir uns gefreut. Und Mami hatte frei." Heute kaum noch bekannt.

Pannschieven

Erklärung

Oder auch "Schieves in de Pann" (Scheiben in der Pfanne) 'Bratkartoffeln aus dünn geschnittenen rohen Kartoffeln': "Ich könnt jeden Tach Schieves in de Pann essen, wenn die nich so fättich wärn. Pannschieven, Brathering un Rote Beete, dat passt." Der plattdeutsche Ausdruck ist bei älteren Rheinländern noch häufig im Alltag zu hören.

Pantinen

Erklärung

in der Wendung "aus den Pantinen kippen" 'überrascht sein': "Da hat et mich echt ausse Pantinen gekippt. Da wär ich doch beinah ausse Pantinen gekippt." Auch im Sinne von 'ohnmächtig werden' gebraucht.

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!