Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Kadangs

Erklärung

'Angst': "Da hab ich Kadangs vor! Wenn die Bomben fallen im Kriech, da sitzde aber mit Kandangs im Keller, dat kannsde mir glauben." Das alte zentralrheinische Mundartwort, das aus dem Französischen ("cadence") stammt, ist in der Umgangssprache noch zu hören.

kafätschen

Erklärung

"kafetschen", "kafetzen" 'kämpfen, sich bekriegen, käbbeln, laut streiten': "Kumma, da sind sich zwei am kafetschen. Die ham sich im Büro vielleicht wieder kafetzt, frag nich nach Sonnenschein."

Kaff

Erklärung

'langweiliger, kleiner Ort, in dem nichts los ist': "In dem Kaff is doch der Hund begraben. Wat wollt ihr denn in dem Kaff? In dat Kaff kriegen mich keine zehn Pferde! Der kommt von som kleine Kaff hinter de Grenze."

Kaffee

Erklärung

In der Wendung "den Kaffee aufhaben" 'überdrüssig sein, keine Lust mehr zu etwas haben': "Jetz hab ich aber den Kaffee auf, ich warte schon widder ne geschlagene halbe Stunde auf den Typ." (siehe auch "den Papp auf haben").

Mit "Tass Kaff?" fragt man oft auf die Schnelle, ob jemand eine Tasse Kaffee möchte. "Jau, gimma Tass Kaff."

Ein "Kalter Kaffee" ist im Rheinland eine Mischung aus Kola und Limonade (Spezi). Wenn etwas dagegen "kalter Kaffee" ist, dann ist es 'langweilig', 'überholt' oder 'zu vernachlässigen': "Die Geschichte mit dem Guttenberg sein Titel ist doch kalter Kaffee, intressiert doch keinen."

Käffken

Erklärung

'eine Tasse Kaffee': "Willse auch en Käffken? Jetz brauch ich ers ma en Käffken."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!