Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Kabuff

Erklärung

'kleines, oft fensterloses Zimmer, kleine Wohnung, heruntergekommene Wohnung': "Dat war vielleicht en Kabuff, den die uns als Ferienwohnung verkaufen wollten. In sonem alten Kabuff müssen die beiden wohnen?"

Die Verkleinerungsform "Kabüffken/Kabüffchen/Kabüffje" kann durchaus auf ein kleines gemütliches Zimmer verweisen: "Dat is aber en richtig gemütliches Kabüffchen, dat de dir da eingerichtet has! oder aber auf einen Verschlag unter einer Treppe, der als Abstellraum dient."

kacheln

Erklärung

'heftig wehen, winden': "Mein lieber Scholli, dat kachelt vielleicht draußen."

Diese Hauptbedeutung hat in der letzten Zeit viele Erweiterungen erfahren: In der Tauchersprache heißt "kacheln": 'die Strömung ist zu stark'.

Man kann auch "durch den Tag kacheln", "durch ein Abenteuer kacheln"; "mit dem Motorrad übers Land kacheln": "Der is ohne zu bremsen übern Zebrastreifen gekachelt."

Kacke

Erklärung

Eigentlich 'Kot', aber meist nur in der Bedeutung 'Unsinn' gebräuchlich: "Erzähl doch keine Kacke, du bis nie in Afrika gewesen. Der erzählt immer eine Kacke, dat is nich zum Aushalten. Hör doch mit der Kacke auf. Wenn hier nich gleich Ruhe ist, dann is aber die Kacke am Dampfen! (Ärger)."

"Kack" 'Mist': "Son Kack aber auch! Wegen so einem Kack seid ihr euch am streiten?"

"auf die Kacke hauen" 'übertreiben, angeben': "Du haus ja wieder aufe Kacke, dat is nich zum Aushalten."

"jemanden am Kacken halten" 'ernähren, durchbringen'

"sich die Kacke plattsitzen" 'sinnlos auf jemanden warten, nutzlos herumsitzen': "Wo bleips du denn? Ich sitz mir hier die Kacke platt! Die in Brüssel, die sitzen sich doch auch bloß die Kacke platt..."

Man kann auch "kackfrech" oder "kackendreist" sein: "Bein Hersteller sachten die mir doch kackendreist, ein Treiber für Windows XP wird nich mehr entwickelt."

"Kinderkacke" 'Kleinigkeit, bedeutungslose Angelegenheit': !Über so ne Kinderkacke muss dich doch nich aufregen! Dat is doch Kinderkacke, dat kann doch jeder!"

"Korinthenkacker" 'Pedant, Kleinigkeitskrämer': "Sonen Korintenkacker wie den ham wer grad noch gebraucht."

"kacken": "Der braucht so lange, den trifft noch der Blitz beim Kacken."

Siehe auch "abkacken".

"was am kacken haben" 'ein Problem haben': "Wat hasse am kacken?"

"rumkacken" 'stänkern': "Musse schon widda rumkacken?"

"verkacken" 'vermasseln, vergeigen, etwas nicht schaffen': "Ich glaub, ich hab die Prüfung verkackt. Bei dem hasse et aber verkackt."

Kackspecht

Erklärung

'Dummkopf, unangenehmer Zeitgenosse': "Dieser Kackspecht hat auch zu allem was zu sagen..."

Kackstelzen

Erklärung

'Beine' (nicht unbedingt abwertend gemeint): "Nimm deine Kackstelzen da wech. Der mit seine Kackstelzen wird nie en guter Spieler."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!