Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Kahn

Erklärung

Neben der standardmäßigen Bedeutung kann "Kahn" auch für das 'Gefängnis' stehen: "Der muss bestimmt innen Kahn."

Beim Fußball ist "Kahn" das 'Tor': "Wer geht heute innen Kahn?" muss vor dem Spiel geklärt werden.

Außerdem kann man "einen im Kahn haben" (betrunken sein): "Der hatte gestern total einen im Kahn."

kahnen

Erklärung

'Kahn fahren, rudern': "Bei dem Lokal is ein Teich, da können die Kinder kahnen."

Kai

Erklärung

siehe "Kei".

Kailoff

Erklärung

"Keiloff" 'Hund, Töle': "Dem Wirt sein bissigen Keiloff hat dem Postboten schon wieder eine Bux geschreddert."

Auch als Bezeichnung für einen großen, gefährlichen Hund: "Der hatte einen Kailoff, der alle stramm stehen ließ."

"Kailoffschuhe" (nur Plural) 'dreckige hohe Schuhe': "Müsst ihr hier mit eure Kailoffschuhe durch dat frisch Gewischte laatschen?"

"Kailoff" ist eine alte rotwelsche Bezeichnung für den Hund (abgleitet aus dem Jiddischen), die im Ruhrgebiet noch gebräuchlich ist. Lustig ist, dass das Wort "Kailoffschuhe" später, in Anlehnung an Boris Karloffs Darstellung des "Frankenstein", zu "Karloffs" mutierte.

Kajehr

Erklärung

In der Wendung "in een/einem/eenem Kajehr" 'in einem Zug, mit Schwung': "In een Kajehr ham die dat fertich gebaut."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!