Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Wackelpeter

Erklärung

"Wackelpudding" 'Götterspeise': "Bei uns hieß dat immer Wackelpudding. Grün war Waldmeister, roten gab et auch. Am besten war mit Büchsenmilch oben drauf."

wacker

Erklärung

'schnell, eilig': "Nu mach ma wacker! Mamma wacker vorran!" Aufforderung, sich zu beeilen und etwas zu Ende zu bringen. "Hier hasse den Salzstreuer, abber gib den wacker widder her, wenne feddich bis." oder im Schwimmbecken zu einem Kind: "Komma wacker aus dat tiefe Wasser raus, sonz kommich gleich und hol dich. Getz aber ma wacker!"

"Wackertreter" 'Sportschuhe': "Für Wackertreter gib se heute oft mehr aus als für normale Schuhe."

Wackermann

Erklärung

Auch "Wackmann" 'Plasterstein', auch zum Werfen geeignet.

Waffel

Erklärung

In der Wendung "einen an der Waffel haben" 'bescheuert sein, verrückt sein': "Hör ma, hasse einen an der Waffel, hier son Käse zu verzapfen. Ich glaub, der Typ hat voll einen an der Waffel! Du hast doch einen an der Waffel."

Auch: "Höma, hasse ein anne Waffel......? Ich glaub, der Macka hat ein anne Waffel. Weisse wat, du has doch ein anne Waffel. Du bist wohl auch nicht ganz knusprig an der Waffel, oder?"

Waldfee

Erklärung

In der Wendung "Holla die Waldfee" Ausruf der Verwunderung oder als Warnhinweis: "Holla die Waldfee, jetz geht es aber richtich rund. Holla die Waldfee, dat war knapp."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!