Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Nippes

Erklärung

'unnützer Kram, Tand': "Wat häs du dann widder für Nippes gekoft? Dat es doch alles nur Nippes, der einstaubt."

Nischel

Erklärung

"Nüschel" (mit weichem "sch" gesprochen) 'Nase': "Der muss seinen Nüschel aber auch überall reinhalten. Ich hau dir gleich einen auf deinen Nischel."

Auch 'Kopf': "Der hat dem eins übern Nüschel gebrannt."

Nisselpriem

Erklärung

'missmutiger Mensch, Langweiler', Analogform zu "Mieselpriem".

nix

Erklärung

In der Wendung "nix is": "Wenn dat nix is! (Da staunst du aber) Wenn dat Konzert nix is, kommen wir schon um fünf nach Hause. Wat is? Nix is! (alles ist in Ordnung) Ein Satz mit x, dat war doch nix! (Beschreibung für eine totale Enttäuschung)."

"von nix kommt nix": "Müllers haben jetzt en Mercedes, von nix kommt nix, die waren ja immer so sparsam!"

"für nix und wieder nix!" 'vergeblich': "Ich hab die Stelle nicht gekriegt, da bin ich für nix und wieder nix zum Frisör gelaufen!"

"kein gaanix" 'überhaupt nichts': "Dat wa ne Feier, kein Kaffee, kein Kuchen, kein gaanix."

"mir nix Dir nix" 'unverhofft, plötzlich, aus dem Nichts': "De Mann ging ganz normal übber de Straße, un dann hatte sich mir nix dir nix platschdich aufe Nase gelegt."

"nix sein mit/nix werden mit" 'unmöglich sein, nicht gehen/können, nicht stattfinden'; in der Regel mit bedauerndem Unterton oder als Verbot: "Ich hap gleich Schule, also is nix mit Fußballspieln geen. Wie der et Bein gebrochen hatte, da waa nix mehr mit Schilaufen, ey."

"nix dran machen": "Da machse nix dran."

"nichts an etwas ändern können": "Die Leute sind eben so blöd, da machse nix dran!"

"(nach) nix aussehen" 'unscheinbar oder hässlich wirken': "Dat sieht nix aus! Die weisse Lampe sieht nix aus, die grüne ist besser."

"nix dahinter sein" 'kraftlos (Schlag), substanzlos/inhaltsleer (Gerede), folgenlos/ohne Konsequenz' und allgemein, wenn große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Showeffekt und realer Wirkung oder zwischen Kraftaufwand und Ergebnis besteht: "Der wollte ihm richtig ein mitgeben, son richtigen Kinnhaken, aber da saß nix hinter, der andere hat nich ma gezuckt. Der labert viel, wenn der Tach lang is, aber da is nix dahinter. Große Klappe aber nix dahinter."

nobern

Erklärung

'die Nachbarn abklappern, um den neuesten Tratsch zu erfahren (oder zu verbreiten)': "Nee, meine Frau is nich zu Hause, die is bestimmt widder nobern." Das Wort geht auf die alte mundartliche Bezeichnung "Nobber/Nober" für den Nachbarn zurück. Das "Nobbern" hatte früher nicht unbedingt negative Bedeutung.

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!