Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Lappes

Erklärung

"Labbes, Laabes", meist "langer Lappes" 'hoch gewachsener Junge oder Mann', oft etwas ungelenk oder antriebslos. "Warum gehße nich in en Basketball-Verein, wo e doch sonn langen Lappes bis? De lange Lappes stößt sich überall den Kopp." Im zentralen Rheinland ist der "Labbes" eher ein verlotterter Typ. Auf dem Vorderhunsrück ist ein "Lappes" ein 'Schelm'. Hier gibt es auch das Tätigkeitswort "lappessen": "De hat gelappest" bedeutet 'Der hat bis spät in die Nacht gefeiert' - was natürlich kein anständiger Mensch tut, sondern nur ein Schelm.

Läppke

Erklärung

in der Wendung "für et Läppke halten" 'jemanden zum Narren halten': "Der hält mich doch für et Läppke."

Lappöhrchen

Erklärung

Steht im Kölner Raum für einen - nicht unbedingt versteuerten - 'Nebenverdienst': "Ja, ja, offiziell vom Amt leben und nebenbei ein Lappöhrchen machen!"

Auch 'Schnäppchen'.

Eigentlich ein Flickstück, z.B. ein Lederstück, um einen Schuh zu reparieren, später übertragen auf jede kleine Beschäftigung; die Bedeutung 'Schwarzarbeit' ist eine neuere Entwicklung.

läpsch

Erklärung

"lepsch" 'billig (gebaut, konstruiert)': "Das ist aber läpsch, dat Gerät. So läpsch wie dat heute alles gemacht ist, kein Wunder, wenn dat nach zwei Stunden kaputt geht. Sei mal nich so läpsch, mach jetz deine Hausaufgaben (albern, nicht ernsthaft)."

Beim Skat: "Nää! Für son läpschen Stich komms Du mitm Bauer raus! (billiger Stich) Als Pänz hammer uns ins Kinno reingeschummelt, der Film war zwa ab 16, aber eher läpsch. (belanglos, nicht die Erwartungen erfüllend)"

Auch ironisch: "Wat, nich mal en läpschen Marathonlauf kannse durchhalten. (einfach, simpel)"

Beim Handball: "Der hat den Ball dann dermaßen läpsch auvet Tor geworfen, dat der Torwart den wie nix jekrischt hat. (ohne Nachdruck oder Elan) Also im Vergleich mit unserm im Rheinland is dat holländische Brot läpsch. (labberig oder geschmackslos oder beides) Boh, dat gibt einem so läpsch de Hand, dat mer meint, mer greift innen feuschten Waschlappen. (kraftlos). Boh Mamma, jetz sei ma nich so läpsch zo mir; marren Fernseher aus un reed mit mir!" (abweisend, desinteressiert) Ich glaub nich, datte den Jürgen middem läpschen Kinnobesuch inne Kiste kriss. (unzureichend, nicht deutlich genug) Der Jung is doch vill zo läpsch, den kriß-de nit zum Knuutschen (schüchtern oder unambitioniert) Dat hat die Kattoffeln so läpsch jekoch, di sin-em schon beim Ankucken ausenanderjefallen. (übermäßig weich) Ich sach ma, Leute, an so nem läpschen Netz köm-mer nich spielen, also: Nachspann'n! (durchhängend, ohne Spannung). Mit deiner läpschen Art kommsde hier nich weit! (respektlos)."

Larifari

Erklärung

'unnützes Zeug, nichts von Bedeutung, zur Ablenkung von Wichtigerem vorgebracht': "Dat is doch alles Larifari, nu mach Butter bei die Fische."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!