Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Hammer

Erklärung

'erigierter Penis': "Ich hab nen Hammer inner Hose!"

Übertragene Bedeutungen: "Dat is ja wohl der Hammer, dat meins du doch nich ernst? (böse Überraschung) Der neue James Bond is ja der Hammer. (besonders gelungen)"

Die Wendung "am Arsch hängt der Hammer" ist eine ausdrückliche Verneinung, auch wenn sie oft mit "ja" beginnt: "Kannich dein Auto haben? Ja ja, am Arsch hängt der Hammer. Ich hab gestern die Elke ausse Disko abgeschleppt. Am Arsch hängt der Hammer! (wer es glaubt)"
Im Ruhrgebiet kann darauf übrigens die Antwort erfolgen: "Bei de Dachdecker links", was auf die Gewohnheit der Zimmerleute anspielt, den Zimmermannshammer hinten am Gürtel zu tragen. Diese Antwort ist im übrigen Rheinland jedoch nicht verbreitet.

"der Hammer sein" 'sehr gut, fantastisch sein': "Die Party war voll Hammer! Meine Freundin ist der Hammer!"

"Hammer" kann auch in Zusammensetzungen gebraucht werden: "hammerlustig", "hammerhart": "Der Film ist hammerlustig. Dat is aber hammerhart, wat der hier abzieht."

"Hammer" kann auch solo als Adjektiv gebraucht werden: "Super, toll dein neuer Pulli, sieht ja hammer aus!"

Hämpel

Erklärung

(siehe auch "Hempel") in der Wendung "wie bei Hämpels unterm Sofa" 'unaufgeräumt, unordentlich': "Bei denen sieht et aus wie bei Hämpels unterm Sofa."

Hämsche

Erklärung

'halbes belegtes Brötchen'. Wird aus Grevenbroich gemeldet.

Händchen

Erklärung

'Hand' in der Wendung "aufe Hand" 'etwas zum Mitnehmen, für unterwegs': "Hier hasse schomma en Dubbel aufe Hand, richtich essen tun wir später."

Auch in der Verkleinerungsform "aufet Händken/Händchen": "Willze wat für aufet Händken, vielleich ten Bütterken?"

"ein Händchen für etwas haben" 'Talent für etwas haben': "Der Tisch war schön gedeckt, die hat ja auch en Händchen für so wat. Da hat der en Händchen für."

Handschlach

Erklärung

In der Wendung "keinen Handschlach tun" 'faulenzen, faul sein': "Der hat die ganze Zeit, wo wir wech waren, keinen Handschlach getan. Der hat im Haus noch nie en Handschlach getan. Keinen Handschlach hat die getan!"

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!