Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Hallelujazwiebel

Erklärung

'modische Frisur mit hoch auf dem Kopf sitzendem Dutt', früher angeblich bei Pastorenfrauen und Organistinnen zu sehen.

Halligalli

Erklärung

'ausgelassene Stimmung, buntes Treiben, Action': "Heute abend gehn wir ma aufe Piste, da machen wir ma richtich Halligalli! Da war aber echt Halligalli inne Bude (Aufregung)." Um das Wort ranken sich mehrere Entstehungslegenden, es soll z.B. auf den Namen eines Kirmeskarussells in den 70er oder einen Modetanz der 60er Jahre zurückgehen.

hallo

Erklärung

in der Wendung "aber hallo" (mit der Betonung auf der ersten Silbe), in der Bedeutung 'Na und ob', meist nur als Antwort gebraucht: "Habt ihr gestern einen Zuch durch die Gemeinde gemacht? Aber Hallo, wir haben gehext bis in die Puppen. Und hat die en tollen Typen abgeschleppt? Aber Hallo, ne echte Granate! Na aber Hallo, wer wird denn gleich beleidicht sein?" "Hallo" kann auch, dann aber mit der Betonung auf der zweiten Silbe, in die fortlaufende Rede eingebaut werden, um Erstaunen auszudrücken: "Ich fraach, wattat Handy kosten soll. Da sacht die doch glatt: En Fuffi, hallo; ich zahl donnich fümzich Schleifen für son altet Nokia von anno Tuck!" Oder auch am Anfang einer Aussage zur Bekräftigung: "Hallo! Sie stehen auf meinem Parkplatz!"

Hals

Erklärung

in der Wendung "einen (dicken) Hals kriegen" 'sich aufregen, wütend werden': "Wenn dat hier nich voran geht, krieg ich noch nen Hals. Geh mir bloß nich auch noch auf die Eier, ich hab schon son Hals."

"einen Hals haben" 'Wut oder Ärger (mit/auf jemanden/m) haben': "Ich hab son Hals, wenn ich den nur seh. Ich hab echt en Hals auf den, dat kannsde mir glauben."

"den Hals nich voll kriegen" 'nicht genug bekommen, unersättlich sein': "Jetz hat er schon wieder die Miete erhöht, der kann auch den Hals nich vollkriegen."

"in den falschen Hals kriegen" 'etwas missverstehen': "Pass bloß auf, dat die das nicht in den falschen Hals kricht."

"sich auf den Hals legen" 'lang hinfallen': "Der hat sich beim Biken ganz schön auf den Hals gelegt."

Halskrause

Erklärung

In der Wendung "eine Halskrause haben" 'wütend sein': "Ich hab mich richtich geärgert gestern, ich hatte eine riesige Halskrause!"

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!