Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

eindieseln

Erklärung

'viel Parfüm auftragen': "Na, hasse dich widda ma richtich eingedieselt? Boah, hat der sich eingedieselt!"

einen

Erklärung

Als Platzhalter gebraucht für 'irgendwas': "Komm, wir gehn einen trinken. (mehrere Biere) Ich geh ma einen abschütteln. (pinkeln) Der hat da einen erzählt, du glaubs et nich. (angeben, Anekdote erzählen) Ich leg mal einen nach. (Gangart steigern) Ich hab da noch einen. (Witz) Ich möcht ma wissen, wat der da widder vor einen hat. (Spiel beim Skat) Ich hab da einen an der Hand. (irgendwas zum klüngeln) Da kannze dir einen drauf blasen. (jemanden in Ruhe lassen) Da kannsde einen drauf lassen. (Bekräftigung einer Aussage) Der hat einen ziehen lassen. (Furz)."

Außerdem wird "einen" oder "eine" als unbestimmter Artikel in der Umgangssprache oft anders als in der Standardsprache gebraucht, z.B. als verstärkendes Element: "Die machen einen Krach, dat is nich zum Aushalten. Wir hatten vielleicht einen Ärger mit dem Vermieter, einen Ärger, kann ich euch sagen... Dat war eine Liebe, die hat et ganze Leben gehalten."

eingslich

Erklärung

Die im Ruhrgebiet und am linken Niederrhein zu hörende Variante von 'eigentlich': "Eingslich kann ich Schalke nich leiden. Wat macht eingslich der Worms, wo is der eingslich?"

einhaben

Erklärung

'sich beruhigt haben', Synonym zu "einkriegen": "Gestern hadder sich noch aufgereecht, heute hadder sich aber schon wieder ein. Wenn de dich wieder einhas, kömma dann wieder vernümftich reden?"

einholen

Erklärung

siehe "holen".

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!