Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Ömmort

Erklärung

'eine dicke Scheibe Brot mit Belag' (so groß, dass man während des Verzehrs einmal um den Ort gehen kann; so die örtliche Erklärung des Wortes): "An was du da gerade kaust ist aber ne ordentliche Knifte! Ne, es ist ein Ömmort, ich geh jetz mal um den Ort und kaue beim Wiederkommen immer noch dran!"

op

Erklärung

die dialektale Variante von 'auf'; hört im rheinischen Alltag noch in der Wendung "Pass op": "Pass op, gleich gehdet los! Pass op, da kommt en Auto."

Oppa

Erklärung

'Mann über dreißig': "Wat will denn der Oppa hier inne Disco? Wat hat die sich denn von alten Oppa angelacht?"

orgeln

Erklärung

'anlassen': "Jeden Morgen lässt der den Motor orgeln, bis die ganze Straße wach is."

Auch gebräuchlich um 'kurbeln' zu beschreiben: "Dauerte ewig, bis die von der Feuerwehr mal die Leiter da hoch georgelt hatten."

Wenn technische Geräte "orgeln", bedeutet dies, dass sie nicht mehr einwandfrei funktionieren: "Die Orgelei von deinem Plattenspieler geht mir auf die Nerven."

"Orgelei": "Kannze nich ma mit der Orgelei da draußen aufhören. Ich glaub, die sind in dem Zimmer da am orgeln. (koitieren)."

"durchorgeln": "Der hat die durchgeorgelt" (derb für koitieren).

orginal

Erklärung

"ogginal" statt der Standard-Aussprache "original": "Dat is en astreiner Plattenspieler, orginal Thorens." Ein "Orginal" kann auch einen besonders bekannten, beliebten oder über besondere Eigenschaften verfügenden Menschen bezeichnen: "Der Etagenjupp war ein richtiges Eschwieler Orginal."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!