Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

futschikato

Erklärung

'verschwunden, verloren gegangen': "Samma, hass du mein Hammer gesehn. Vorhin warer noch aufn Tisch, jetz isser futsch! Wo is dat Geld? Futschikato!"

Auch "futschikatoperdü": "Dann war es weg, futsch, futschikatoperdü."

Futt

Erklärung

"Fott", "Furt" 'Hintern': "Ich tritt dich gleich inne Futt. Da pack ich mir nit für an de Futt. (das ist keine große Sache, nichts Besonderes). Hasse dir die Fott abgeputzt? Ich frier mir die Futt ab. Du has da wat anne Fott kleben. Du stinks usem Hals wie ne 39er use Futt. (den Vergleich verstehen nur noch Ältere, die wissen, dass das 39. preussische Infanterieregiment einmal in Düsseldorf stationiert war.)"

"Füttchen/Fürtken" 'kleiner Hintern': "dat Füttchen versohlen"

"die Futt zumachen" 'sterben': "Dat Schmitze Billa hätt de Fott zujemaht."

Die Verkleinerung ist das "Föttche" (siehe "Stippeföttche"), wobei es ein ganz besonderes "Föttche" gibt, nämlich das "Höhnerföttche", womit ein Gerstenkorn gemeint ist.

Ein "Föttchesföhler" ist ein Mann, der gerne Frauen an den Hintern fasst, im übertragenen Sinn ein eher älterer Mann, der die Finger nicht bei sich halten kann.

"Futtekruper" 'Arschkriecher', Ausdruck für einen Menschen, der sich durch Unterwürfigkeit beliebt machen möchte. "Dat is misch vielleicht ne Futtekruper."

Wenn jemand am Niederrhein als "Fottloch" bezeichnet wird, ist das eine weniger schlimme Beleidigung als seine hochdeutsche Entsprechung.

Sehr schön auch der Satz "Sie ist übrigens eine sehr gute Katholikin - aber kein hilliges Föttche. (übertrieben religiöse, bigotte Frau)."

"fottlastisch": "Junge, Junge, der is aber fottlastisch (sagt man zu jemandem, der einen dicken Hintern hat)."

futteln

Erklärung

siehe "fudeln".

Futtfinger

Erklärung

"Fottfinger" 'Drecksfinger': "Lass deine Futtfinger von der Kleinen. Mussde deine Fottfinger da auch schon wieder drin haben? Bleib mit die Fottfinger davon!" (siehe "Futt").

Futtsack

Erklärung

'Ärger, Mist, Probleme': "Der hat jetz echt Futtsack am Hals. Da krisse noch Futtsack mit, pass ma auf! Ich hatte mit der Maschine noch nie Futtsack, ich versteh dein Ärger gar nich. Mit dem neuen Computerspiel gibbet immer Futtsack." Man kann auch sagen: "Da is en Futtsack drin." (z.B. ein Kurzschluss).

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!