Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Dämlack

Erklärung

"Dämellack" 'Dummkopf, langweiliger Mensch': "Mit dem Dämlack gehs du? Der Dämellack kann sich ja noch nich ma selber die Schuhe zu machen."

Damp

Erklärung

"Dampf", in der Wendung "im Damp sein" 'betrunken sein': "Der Willi is ja schon wieder im Damp!" Diese Meldung aus dem Bergischen Land ist interessant, da diese Bedeutung von "Dampf" bisher nur vom Hunsrück bekannt war.

Das Verb "dämpen" bedeutet im zentralen Rheinland und im Bergischen Land 'rauchen': "Ach Kinder, wenn eer weiter so am dämpen seid, dann macht doch dat Fenster auf!"

Oder 'schwitzen, eine Hitzewallung haben': "Ich bin am dämpe, meine Klamotten sind klätschnass."

danach

Erklärung

'passend': "Weil et ihm nich danach war, isse auch nich inne Krich gegangen un hat den Mann allein hingehn lassen. Et Wetter war danach, also simmer Eis essen gegangen. Et passt jetz nich, aba dat wird noch danach."

daneben

Erklärung

In den Wendungen "daneben sein" und "daneben gehen" 'nicht funktionieren, misslingen, missraten': "Der Vatter hat nich ausgeschlafen, der is noch total daneben. Also wie der Pitter sich gestern abend widder benommen hat, dat war doch voll daneben. Ich habbet ja versucht, aber et is daneben gegangen, jetz is ers ma Hängen im Schacht. Bei denen is die Erziehung rischtisch daneben gegangen, die saufen, kiffen und schlaren sich, un der Älste war schon zweimal im Bau."

Dappes

Erklärung

'Dummkopf, Blödmann, Tollpatsch': "Du Dappes, kannsde nich aufpassen. Dat es aber en Dappes."
Er kann aber auch eine eher liebevolle Bezeichnung für einen schusseligen, ungeschickten Menschen sein." Den Dappes findet man im südlichen Rheinland. Siehe auch "Döllepes".

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!