Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

bandusen

Erklärung

"rumbandusen" 'lärmen, Krach machen, toben (von Kindern)': "Die bandusen da wieder, man versteht sein eigenes Wort nicht. Die Blagen sin da am rumbandusen, dat is nich zum aushalten. Bis drei Uhr morgens haben die Kleen da oom rumbandust, ich hab echt kein Auge zugekricht."

Ursprünglich ist das Wort nur in einem kleinen Gebiet zwischen Mönchengladbach und Mülheim/Ruhr belegt, heute scheint es aber eine größere Verbreitung zu haben.

bang

Erklärung

'ängstlich': "Nee, dat mach ich nich, da bin ich bang vor. Bisde etwa bang vor dem Hund?"

Eine "Bangbotz" oder "Bangebüx/Bangbüchs" ist ein 'Feigling'. Ein Beispiel aus der Eifel: "Viel Schnee auf der Straße? Nee, aber viel Bangbotze unterwegs! Nee, wat is dat ne olle Bangbüchs."

"bangbüxsich" 'ängstlich': "Dat Klein, dat is vielleicht bangbüxsich, wenn dat ne Maus süht."

Bär

Erklärung

'weibliche Schamhaare'; darauf bezieht sich das legendäre Schild, das angeblich im Duisburger Zoo den Bärenkäfig schmückte: "Nich am Bär packen! Fängt am Brummen!"

Daneben kann noch "der Bär los sein" (Trubel): "Bei der Talentprobe im Tanzbrunnen is jedes Mal der Bär los." Außerdem kann der Bär auch brummen: "Wenn die loslegen, dann brummt der Bär. (etwas los sein) Da steppt der Bär."

"Er hat beim Wirt noch nen Bär brummen. (Schulden haben)"

In Köln kennt man auch "nen Bär op Söck", das ist ein unbeholfener Mensch.

bären

Erklärung

Meist als Partizip "gebärt" 'bekleckern, beschmutzen der Kleidung': "Ich hab mich voll gebärt!"
Das Wort ist nur in einem kleinen Raum des westlichen zentralen Rheinlands und des südlichen Niederrheins gebräuchlich.

Barras

Erklärung

'Bundeswehr': "Hasse gehört, der Kalle mus jetz doch zum Barras."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!