Wirtgen

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Viele Familiennamen erscheinen uns heute opak, das heißt, man kann nicht mehr erkennen, aus welchen Bestandteilen sie zusammengesetzt sind und was diese bedeuten. Im Fall Wirtgen ist zumindest der erste Teil, Wirt, eindeutig. Seit dem Mittelalter, als auch die Praxis entstand, Menschen neben ihrem Vornamen noch einen Beinamen zu geben, um sie auseinanderzuhalten, hat sich die Wortform nicht stark verändert: schon im Mittelhochdeutschen lautete sie wirt, im Mittelniederdeutschen werd oder wert. Was sich dagegen verändert hat, ist der Bedeutungsumfang des Wortes: Während es heute ausschließlich im Sinne von ‚Gaststättenbetreiber‘ verwendet wird, konnte es im Mittelalter auch ‚Vorstand eines Haushalts, Ehemann, Gebieter‘ bedeuten.
Die Endung -gen lässt sich dagegen auf den ersten Blick nicht so leicht entschlüsseln. Es handelt sich um eine Verkleinerungsform (auch Diminutiv genannt), die dem standarddeutschen -chen entspricht. Die Endung signalisiert, dass der:die Erste, der:die diesen Nachnamen trug, das Kind von jemandem war, und findet sich auch in anderen typisch rheinischen Nachnamen wie FrömbgenKerstgens oder Röttgen. Wirtgen war das Kind eines Wirts, sozusagen der „kleine Wirt“.

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Ein Beruf, der Pate für einen Nachnamen stand: der Wirt | © LVR, CC BY 4.0 (20060127-019/Archiv des Alltags im Rheinland)
Bildunterschrift
Ein Beruf, der Pate für einen Nachnamen stand: der Wirt | © LVR, CC BY 4.0 (20060127-019/Archiv des Alltags im Rheinland)