Radevormwald

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Im Norden des Oberbergischen Kreises befindet sich die Stadt Radevormwald. Wie die Lage bereits vermuten lässt, gehört der Dialekt der Gegend zum Ostbergischen Dialektgebiet. Dieses befindet sich nördlich der Benrather Linie, woraus sich bereits Schlüsse auf die Konsonanten des Radevormwalder Platts schließen lassen:

Die Zweite Lautverschiebung hat nicht stattgefunden, ebenso fehlt die Frühneuhochdeutsche Diphthongierung. Damit handelt es sich um einen niederdeutschen Dialekt. Ein bisschen heißt in Radevormwald also en bietken, obenauf uowenop und auswärts uutwärts. Wie im Ripuarischen (das man unter anderem in Köln, Bonn und Aachen spricht) gibt es aber die Velarisierung. Das macht sich unter anderem im Wort unger ‚unter‘ bemerkbar.

Laut dem Wenkerbogen von 1884//85 hat man im späten 19. Jahrhundert in Radevormwald noch das r an der Zungenspitze gerollt. Heute ist das nicht mehr der Fall, wie auch die Aufnahme in der Sprechenden Sprachkarte beweist. Die Lautung dieses Dialekts unterscheidet sich also recht stark von der Standardsprache. In der Grammatik trifft man jedoch einiges wieder, was man bereits aus der Umgangssprache kennt.

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Ein Fachwerkhaus in Radevormwald | © Nicole Fischer, LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege
Bildunterschrift
Ein Fachwerkhaus in Radevormwald | © Nicole Fischer, LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege

Im Radevormwalder Platt werden drei grammatische Geschlechter unterschieden: Maskulinum, Femininum und Neutrum, wobei Neutrum sich auch auf weibliche Personen beziehen kann (Ät hät en Gemoit äsen Maiglöksken ‚Es hat ein Gemüt wie ein Maiglöckchen‘, d.h. ‚sie ist sanftmütig‘). Darüber hinaus gibt es drei Fälle. Der Genitiv wird, wie wir es aus der mündlichen Sprache kennen, durch von + Dativ ausgedrückt.

Nominativ: dä Faader (m.), dä Mooder (f.), dat Kint (n.), de Kinger (Plural)
Dativ: däm Faader (m.), dö Mooder (f.), däm Kinge (n.), dän Kingern (Plural)
Akkusativ: dän Faader (m.), dä Mooder (f.), dat Kint (n.), de Kinger (Plural)