Eschweiler

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Eschweiler liegt in der Städteregion Aachen und damit im ripuarischen Dialektgebiet. Der lokale Dialekt bringt eine Reihe von Eigenschaften mit sich, die für das Ripuarische typisch sind, etwa die Velarisierung (Kind wird zu Kengk) und die Aussprache von g als j (gut klingt wie joot). In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf weitere Phänomene des Eischwieler Platts.

Beginnen wir mit dem Namen der Stadt: Heute nennen Eschweiler Dialektsprecher:innen ihre Heimat Eischwiele. Im Wenkerbogen von 1884/85 ist jedoch die Rede von Eischwildä. Sprachwandel ist ganz natürlich und geschieht auch in Dialekten.

Das Nomen

Wie im Standarddeutschen gibt es im Dialekt von Eschweiler drei grammatische Geschlechter: Maskulinum, Femininum und Neutrum. Die Einteilung, welches Wort in welche Kategorie gehört, kann aber von der des Standarddeutschen abweichen. Dies nennt man Genusvarianz. So heißt es zum Beispiel dea Brel (‚der Brille‘), di Vluu (‚die Floh‘) und dat Käref (‚das Kerbe‘). Wie in anderen rheinischen Mundarten werden Frauennamen mit einem neutralen Artikel versehen. Die Artikel dea, dii und dat können zudem als Demonstrativpronomen (hinweisende Fürwörter) verwendet werden.

Weniger Kategorien als in der Standardsprache gibt es dagegen bei den Fällen. Statt vier unterscheidet man im Eschweiler Platt nur zwei Stück: Den Subjekt- und den Objektkasus. Das lässt sich am einfachsten an den Personalpronomen zeigen:
 
Isch bräng disch dat Booch met. ‚Ich bringe dir das Buch mit.‘

Man muss also bloß fragen „wer oder was?“ oder „wem/wen oder was?“ und die richtige von zwei Formen auswählen. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

Dr Hongk senge Schtäts wagelt. ‚Dem Hund sein Schwanz (der Schwanz des Hundes) wackelt.‘

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Ein Haus, wie es für Eschweiler typisch ist | © Fine Tonhauser, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
Bildunterschrift
Ein Haus, wie es für Eschweiler typisch ist | © Fine Tonhauser, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

Das Verb

Bei der Konjugation von Verben lässt man die Vorsilbe ge- bzw. je- häufig weg:

Isch han disch dat Booch braat. ‚Ich habe dir das Buch gebracht.‘

Natürlich darf im Eschweiler Platt die rheinische Verlaufsform nicht fehlen, die nicht nur im Dialekt, sondern auch in der Alltagssprache genutzt wird. Außerdem kennt dieser Dialekt eine Umschreibung mit dem Verb tun:

Wat bes-de am don? Isch don oprüüme. ‚Was bist du am tun? Ich tu aufräumen.‘

Die Lautung

Im Wenkerbogen vermerkte der Lehrer, das r werde an der Zungenspitze gerollt. Die Aufnahme, die in der Sprechenden Sprachkarte zu hören ist, weist diesen Laut allerdings nicht auf. Es ist gut möglich, dass sich die Aussprache des r hinten im Mund verbreitet hat. Der Wegfall von -n und -r am Wortende ist keine ausschließliche Eschweiler Eigenheit, aber ein markanter Unterschied zur Standardsprache und damit relevant. Durch diesen lautlichen Prozess kommt es auch zu dem Satz, den Eschweiler:innen gerne nutzen, um ihre Sprache zu demonstrieren:

Ene Hame hame, hame noch en Tsang? ‚Einen Hammer haben wir, haben wir noch eine Zange?‘