Lemken
Familiennamen sind Zeugnis längst vergangener Zeiten – sie existieren bereits seit mehreren Jahrhunderten in Vorstufen und werden etwa zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert erblich. Damit spiegeln sie sprachgeschichtliche und (sozial)historische Zusammenhänge wider und erlauben uns Aufschlüsse über unsere Vorfahren, die Gesellschaft vergangener Zeit und ihrer sozialen Struktur; sie bieten damit quasi einen Blick in die Vergangenheit, der uns sonst oft verwehrt bleibt. Zugleich wird dieses historische Erbe der Familiennamen aber zu einer Schwierigkeit, denn ihr Verständnis, die Erklärung ihrer Bedeutung und Herkunft wird durch die jahrhundertelange Geschichte erschwert. Und häufig helfen nur die frühesten Belege eines Familiennamens, um seine Bedeutung zu klären, denn nicht alle Namen sind eindeutig zu erklären.
Beim Familiennamen Lemken, deren Träger:innen hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen und dort zumeist im Kreis Wesel sowie im Kreis Kleve (siehe geogen) leben, können etwa mehrere Interpretationen des Namens zugrunde liegen. Gliedert man den Namen hinsichtlich Wortbildung und Grammatik auf, erhält man Lem- + -ken. Zum einen kann es sich bei dem Grundwort Lem- um eine Benennung nach einem Rufnamen des Vaters handeln. Dieser geht zurück auf Lamm, eine zweistämmige Kurzform von Vollformen, deren Erstglied von althochdeutsch lant sowie altsächsisch land ‚Land‘ stammt und deren zweiter Bestandteil mit einem Labial (m, p, b, f oder w) beginnt (etwa Lambert). Lautlich wurden die beiden Teile des Namens dann einander angeglichen, um sie leichter auszusprechen, wie dies etwa bei Landbert > Lambert der Fall ist. Bei Lamm ist diese lautliche Angleichung noch weiter vorangeschritten (Landbert > Lambert > Lammert). Bei Lem- handelt es sich dann um eine Lautvariante von Lamm, die mit Umlaut gebildet wird; im Rheinland tritt der Umlaut ä häufig als e auf.