Driessen

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Einige Familiennamen kann man problemlos einer Region zuordnen – etwa weil sie auf einen dort befindlichen Ort referieren (zum Beispiel Broich oder van Gogh), weil sie typische Eigenheiten der Sprache der Region aufweisen (etwa Verhoeven) oder aber, weil sie auf Grundlage eines Rufnamens oder vielmehr seiner Kurzformen gebildet wurden, die typisch für die Region sind. Das trifft etwa auf den Familiennamen Driessen zu, der auf der Kurzform Dries zum Rufnamen Andreas beruht. Der Name Driessen ist vielfach im Rheinland belegt, vor allem an der Grenze zu den Niederlanden. In unserem westlichen Nachbarland setzt sich dann das Verbreitungsgebiet des Familiennamens fort.

Aber beginnen wir beim Rufnamen selbst: Andreas ist ein griechischer Rufname, eventuell hebräischen Ursprungs. Er geht auf die altgriechische Form andreĩos zurück und bedeutet in etwa ‚mannhaft, tapfer‘. Nach der Überlieferung wurde Andreas im Süden Griechenlands, genauer in Patras, an ein Kreuz in Form eines X gekreuzigt. Aufgrund der Verehrung des Apostels Andreas war der Name besonders häufig im Mittelalter verbreitet. Und wie das häufig bei Rufnamen, die vielfach in Verwendung sind und oft vergeben werden, der Fall ist, entstanden auch bei Andreas zahlreiche Kurzformen: AndreesEndreesEndres sowie mit Wegfall der unbetonten ersten Silbe DreesDries und Dreies (RhWB, Band 1, Sp. 186).

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Apostel Andreas | © gemeinfrei
Bildunterschrift
Apostel Andreas | © gemeinfrei

Zudem weist der Familienname die Endung -en auf, typisch für Namen, die auf Rufnamen des Vaters (seltener auch der Mutter) basieren. Es handelt sich bei dieser Endung um einen erstarrten Genitivsuffix, der aus Konstruktionen wie Jan Otten Sohn entstanden ist, um Abstammung vom Vater anzuzeigen. Der Zusatz Sohn wurde mit der Zeit getilgt, die Endung -en ist allerdings erhalten geblieben und zeigt noch heute an, dass es sich bei Driessen wohl um eine Benennung nach dem Vater (oder einer männlichen Bezugsperson) handelt.