"Erstmal zu Penny" – Lokale Supermarktnamen

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Dass sich das Einkaufen von Lebensmitteln im Rheinland – wie auch in ganz Deutschland – in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert hat, ist augenfällig: Statt im "Tante-Emma-Laden" kaufen wir heute in der Regel in den Filialen großer Supermarktketten wie REWE, ALDI und Co. ein. Dieser Wandel vom Gemischtwarenladen mit Fachbedienung hin zu großen Discountern mit Selbstbedienung hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts vollzogen; im Portal Alltagskulturen im Rheinland beschreiben unsere Kolleg:innen aus der Abteilung Alltagskultur diesen tiefgreifende Veränderungsprozess näher.

In den letzten Jahren geht trotz dieser Vereinheitlichung durch Großkonzerne der Trend wieder zu mehr Regionalität: Auch große Handelsketten bieten in ihren Filialen (extra gekennzeichnete) Produkte aus der jeweiligen Region an, da die Kundschaft zunehmend an der Herkunft der Artikel interessiert ist. Einen weiteren Weg, die Lokalität und die Nähe zu den Kund:innen zu betonen, geht der Discounter PENNY (REWE-Gruppe) seit 2016 mit der "Willkommen Nachbarn"-Kampagne. In vielen Filialen wurden die Einkaufenden dazu aufgerufen, über Vorschläge für einen konkretisierenden Namenszusatz "ihres" PENNY-Marktes abzustimmen. Seitdem wurden an vielen Ladenlokalen die Schilder im Eingang ausgetauscht: "PENNY Emmerich" oder "PENNY Oberbilk" ist hier nun zu lesen. Eine kleine Recherche ergab verschiedene Kategorien, nach denen die Märkte benannt wurden: Ortsname (Emmerich, Roisdorf, Meindorf …), Stadtviertel/-teile (Oberbilk (Düsseldorf), Euskirchen City (Euskirchen)), Straßenamen (Am Frankenbad (Bonn), Am Weidenbruch (Köln), Sternbuschweg (Duisburg). Aus der Reihe tanzen zwei Namen, bei denen der Lokalbezug des Standortes der Filiale noch etwas deutlicher betont wird: "PENNY Op de Hött" (Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte) und "PENNY Kwartier Latäng" (Köln). Im Gegensatz zu den anderen Namen sind diese im Dialekt formuliert: 'Auf der Hütte' und 'Quartier Latin' würden die hochdeutschen bzw. französischen Pendants lauten.

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Schild eines Supermarkts

Beide Namen erzählen uns etwas über die Geschichte ihres Stadtteils: Der Ort Friedrich-Wilhelms-Hütte entstand aus einer Siedlung von Arbeiter- und Angestelltenwohnungen der gleichnamigen Eisenhütte, die 1825 entstand. Zu dieser Zeit war der Dialekt zwischen den Arbeitern zumeist noch das übliche Verständigungsmittel (vgl. den Artikel Hochdeutsch und Dialekt im 19. Jahrhundert) und die Frage nach ihrer Wohn- und Arbeitsstätte beantworteten die Bewohner:innen der Werkssiedlung daher mit "op de Hött". In Erinnerung an diese Zeit ist wohl der Name des PENNY-Marktes zu verstehen. Seine Wahl zeigt, dass auch bei den aktuellen Bürger:innen des Ortes "die Hütte" noch Identifikationsmerkmal ist, auch wenn sie inzwischen nur noch in Gestalt des Metallverarbeitungsunternehmens Mannstaedt GmbH existiert. Vielleicht liegt es aber auch (mit) daran, dass das rheinische Wort Hött ein beliebtes Dialektwort ist – findet es sich doch auch im Namen eines Inseldialektes im Rheinland ("Hötter Platt") und in Familiennamen wie Höttges.

Das Kwartier Latäng genannte Viertel in Köln liegt zentral rund um den Zülpicher Platz, angrenzend an die Kölner Universität. Dementsprechend handelt es sich um ein sehr buntes Veedel (wie die Stadtviertel in Köln heißen), mit vielen Studentenkneipen, Clubs und kleinen Geschäften. Daher erhielt die Gegend ihren Namen auch in Anlehnung an das berühmte studentisch geprägte Quartier Latin in Paris: Eingelautet ins Kölsche ergibt sich dann "Kwartier Latäng".

Kennen Sie weitere Supermarktfilialen mit dialektalen Namen? Schreiben Sie uns doch eine Mail, gerne mit Foto!