"sich zum Schänzchen arbeiten"

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Die Sprachkarte zeigt die Verbreitung von Bekanntheit und Verwendung der Redewendung sich zum Schänzchen arbeiten 'sich abrackern, ohne Aussicht auf Erfolg abmühen' in der regionalen Alltagssprache im Rheinland und im Ruhrgebiet: Bei sieben Kindern kanns de dich zum Schänzchen arbeiten.

In einer Online-Umfrage gaben zahlreiche Sprecher:innen aus den Regionen an Rhein und Ruhr Auskunft über den Gebrauch von Redewendungen in ihrer Alltagssprache: Sie wurden gefragt, ob sie eine bestimmte Wendung "kennen und verwenden", "kennen, aber nicht verwenden" oder aber "nicht kennen". Außerdem sollten sie bei einigen Sprüchen die ihnen bekannte Bedeutung hierfür angeben, so auch bei sich zum Schänzchen arbeiten

Kommen wir zuerst zur regionalen Verbreitung der Redewendung, wie sie auf der Karte zu sehen ist. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich zum Schänzchen arbeiten nur einen vergleichsweise kleinen Geltungsraum hat: Nur im zentralen Rheinland rings um die Städte Bonn und Köln ist der Ausspruch bekannt; er wird jedoch längst nicht von allen Sprecher:innen, die ihn kennen auch verwendet. Nördlich von Köln verändert sich das Kartenbild sprunghaft: Nur ein Bruchteil der Befragten am Niederrhein kennt (und verwendet) die Redewendung, im Ruhrgebiet ist sie den meisten völlig unbekannt.

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"sich zum Schänzchen arbeiten" | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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"sich zum Schänzchen arbeiten" | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Betrachtet man das Alter derjenigen, die den Ausspruch kennen (und verwenden – oder eben nicht kennen) zeigt sich ebenfalls ein Unterschied: Am bekanntesten ist die Wendung bei den Sprecher:innen, die zwischen 1945 und 1987 geboren wurden, bei den älteren bzw. jüngeren Teilnehmenden ist sie weniger bekannt.

Um die Verbreitung und auch die Herkunft der Wendung erklären zu können, hilft ein Blick ins große Rheinische Wörterbuch, denn das Schänzchen geht auf das Dialektwort Schanze zurück (Bd. 7, Sp. 914ff.). Wie Peter Honnen in seinem Herkunftswörterbuch beschreibt, ist "in den Mundarten […] die Schanze eigentlich ein Reisigbündel, das zum Anzünden des Ofens gebraucht wurde. Reisig war auch unter anderem das Material, aus dem militär[i]sche Befestigungen, die Schanzen, errichtet wurden. Die wiederum gehen auf italienisch scanso (Abwehr) zurück. 'Die Integration in die Volkssprache dürfte durch Hilfsarbeiten der Landwirt:innen beim Festungsbau in Kriegszeiten stattgefunden haben' (Post). Wie beschwerlich diese Arbeit war, zeigt noch heute die Wendung sich zum Schänzchen arbeiten" (Honnen 2018). Am südlichen Niederrhein ist für das Reisigbündel eher der Begriff Bürde üblich, z. T. auch Flocke, am nördlichen Niederrhein Bord(el), Schranze und Busch. Die Verwendung und Bekanntheit der Redewendung in der heutigen regionalen Alltagssprache spiegelt also die ursprünglichen Verhältnisse in den Dialekten wider.

Das Schänzchen kommt übrigens auch noch in anderen Redewendungen vor: Man kann sich auch zum Schänzchen suchen 'nach etwas suchen', zum Schänzchen lachen 'kaputtlachen' oder sich ein Schänzchen anfressen 'sich einen dicken Bauch anfressen'.