Der Begriff "Dialekt"
Das Wort Dialekt stammt ursprünglich aus dem antiken Griechenland. Diálektos bedeutete dort 'Sprache der Unterhaltung, Umgangssprache, Sprachstil' und betonte somit ganz allgemein den kommunikativen Charakter des Sprechens. Die Römer entlehnten das Wort als dialectus ins Lateinische und gebrauchten es in der gleichen breiten Bedeutung.
So konnte es u. a. auch verwendet werden, um deutlich zu machen, dass Bewohner unterschiedlicher Landschaften voneinander abweichende Formen derselben Sprache gebrauchen. So erwähnte beispielsweise der Schriftsteller Sueton den dialectos Doris, den dorischen Dialekt, einen altgriechischen Dialekt, der im Westen Griechenlands von den Dorern gesprochen wurde (Löffler 2003, S. 2). Mit der Bedeutung 'typische Sprechweise einer Region' wird das Wort dialectus seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum in lateinischen Texten von Gelehrten verwendet. Davon ausgehend wird der lateinische Begriff spätestens seit Luther im 16. Jahrhundert auch in deutschen Texten genutzt: "Es sind aber in der deutschen Sprache viel Dialecti, unterschiedene Arten zu reden, daß oft einer den Anderen nicht wohl versteht […]" (Martin Luther, Tischrede 1538, zitiert nach Niebaum/Macha 2014, S. 3). Die komplette 'Eindeutschung' des Begriffs geschieht im 17. Jahrhundert, so schreibt der Dichter Johann Peter Titz: "[…] also wird der Leser, er gebrauche sich des Meißnischen oder Schlesischen Dialects, keinen Unterschied im Reim verspüren […]" (Johann Peter Titz, Zwey Buecher Von der Kunst Hochdeutsche Verse und Lieder zu machen 1642, zitiert nach Niebaum/Macha 2004, S. 3).