Der Begriff "Mundart"
Der Begriff Mundart wurde im 17. Jahrhundert als deutsches Synonym zu dem aus dem Lateinischen entlehnten Fremdwort Dialekt gebildet. Erstmals findet Mundart sich im "Deutschen Helicon" (1640) des Autors Philipp von Zesen. Dieser hatte sich die "Erfindung" neuer deutscher Wörter zum Ersatz von französischen, lateinischen und griechischen Lehnwörtern auf die Fahnen geschrieben. Nicht in allen Fällen haben sich seine Vorschläge durchgesetzt (wie z. B. Meuchel- bzw. Reitpuffer für die (ursprünglich) französische Pistole), Mundart aber wurde ein Renner.
Der Begriff verbreitete sich im 17. und 18. Jahrhundert schnell bei verschiedenen Autoren in sprach- und dichtungstheoretischen Diskussionen. Doch verdrängt wurde das Lehnwort Dialekt dadurch nicht, vielmehr wurden beide Begriffe in dieser Zeit gleichbedeutend nebeneinander verwendet. Erst im 19. Jahrhundert wurde versucht sie durch verschiedene Bedeutungsinhalte zu differenzieren, beispielsweise von Jacob Grimm. Bestrebungen wie diese blieben aber folgenlos, so dass Dialekt und Mundart über drei Jahrhunderte hinweg in der Bildungssprache synonym verwendet wurden. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde dann erneut versucht Dialekt durch das "deutschere" Wort Mundart zu ersetzen. Dafür wurde der Begriff (und der Dialekt selbst) inhaltlich aufgeladen: Er wurde als "Produkt echter Volkshaftigkeit und als Ausdruck eines Willens zur 'Heimat' gefeiert" (Niebaum/Macha 2014, S. 4). Doch diese Versuche hatten abermals keinen nachhaltigen Erfolg, Dialekt wurde und wird nach wie vor häufig verwendet, sei es in der Wissenschaftssprache (da er international verbreiteter ist und in vielen zusammengesetzten Wörtern vorkommt) oder in der Alltagssprache.