Nachname vor Vorname
In einer Dialektaufnahme, die für das Handbuch der rheinischen Mundarten in den 1980er Jahren angefertigt wurde, berichtet ein Dialektsprecher aus St. Hubert (Stadt Kempen, Kreis Viersen), wie ihn seine Mutter als Kind einmal zum Einkaufen schickte.
"On der Lade, wo we alles jolen, de loch jenou oppe angerte Sie vonne Stroot, on dat wor Hönnekes Naades, Bernhard Hünekens, der heet ävvel blues Hönnekes Naades."
('Und der Laden, wo wir alles kaufen, der lag genau auf der anderen Seite von der Straße, und das war Hönnekes Naades, Bernhard Hünekens, der hieß aber bloß Hönnekes Naades') .
Kursiv markiert sind im Handbuch der rheinischen Mundarten alle hochdeutschen 'Einschübe', die in einem Dialekttext vorkommen, hier also Bernhard Hünekens. Im Hüppersch Plott, dem Ortsdialekt von St. Hubert, heißt derselbe Mann Hönnekes Naades. Neben der dialektalen Kurzform des Vornamens Bernhard Naades und der lautlichen Anpassung des Nachnamens an den Dialekt (ö statt ü, Ausfall von n) fällt hier besonders die unterschiedliche Wortstellung ins Auge: Im Hochdeutschen folgt der Nachname dem Vornamen, in der Mundart ist es andersherum. Dabei handelt es sich nicht um eine exklusive Besonderheit des kleverländischen Hüppersch Plott, sondern eine Eigenschaft, die sehr viele Dialekte des Rheinlandes miteinander teilen. Folgende Namensnennungen (ebenfalls aus Texten des Handbuchs der rheinischen Mundarten) machen dies deutlich:
Krüsmanns Paula, Junksmanns Kööbes (Kleverländisch: Eppinghoven [Dinslaken])
Öt ('es') Schmitz Ann (Südniederfränkisch: Mönchengladbach)
De Baats Philipp on de Ängelse Jupp (Ripuarisch: Troisdorf)
Dreesbachs Fritz (Ripuarisch: Weilerswist)
Et Sprongkels Minchen (Ostbergisch: Eckenhagen [Reichshof])