Finale Infinitivsätze

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Alltagsgegenstände mit dialektalen Sprüchen haben gerade Hochkonjunktur: Ob Glückwunschkarten (Loss Dich ens dröcke!), Einkaufstaschen (Dat Beste liegt su nah!) oder Tassen (Geh ma beie Omma) - zahlreiche Artikel werden mit typischen Wörtern und Redewendungen bedruckt. So auch ein Wandkalender, der der Autorin in einer Tierarztpraxis begegnete

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Kölsch für ze plane 2019 | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
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Kölsch für ze plane 2019 | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

För ze plane - wörtlich übersetzt lautet die dialektale Formulierung 'für zu planen'. Das klingt im Hochdeutschen ungewöhnlich, üblicher wäre hier die Wendung 'um zu planen'. Der Zweck der beiden Aussagen ist der gleiche, es handelt sich um finale Infinitivsätze, die einen Zweck oder eine Absicht ausdrücken sollen:

Hä geiht en der Keller för ze laache.
'Er geht in den Keller um zu lachen.' (Herrwegen 2017, S. 221).

In der Textsammlung "Das rheinische Platt" finden sich zahlreiche Belege für derartige Konstruktionen aus den verschiedenen rheinischen Dialekten:

En de Dreßijer Joore, do joev-t an Kloas mar ene Täler Läker, flets e Pa Strömp of neue Klompe on en Klenichkeet, för de spiele. (Helenabrunn (Viersen): RP 1989, S. 142)

On dad-es-en janz aal Mälodie, on die furt ene an, für ze danze. (Blankenheim: RP 1989, S. 328)

On damalije Zeit, da hat net jeder ne jruße Kässel, für-t Wasse hees ze maache, wie dat hök es. (Groß Vernich (Weilerswist): RP 1989, S. 304)

Da wur dat Fleesch in Stöcke jeschnetten on, wat zum Wurschten öberech blef, en en extra Komp jedon, för Wurscht ze maachen, Blotwurscht en Läberwurscht, Brotwurscht. (Steimelhagen (Morsbach): RP 1989, S. 298)

An diesen Beispielsätzen wird deutlich, dass innerhalb der Konstruktion eine gewisse Variabilität besteht, so sind för, füe und füer alles Varianten für das hochdeutsche 'für'. Der Unterschied zwischen de/te und ze ist durch die Zweite Lautverschiebung bedingt: Während die Dialekte nördlich der Benrather Linie das ältere t im Anlaut bewahren (so wie beispielsweise auch das Englische: to), wird es den südlichen rheinischen Dialekten zu z, ebenso wie im Hochdeutschen: zu.

Während fürze in den Dialekten des Rheinlandes weit verbreitet ist, scheint die Formulierung im Regiolekt seltener zu sein. So findet sich auf der Karte um/für ... zu kaufen im Atlas zur deutschen Alltagssprache die Antwort für ein Auto zu kaufen nur sehr selten, viel häufiger geben die Gewährspersonen an, dass in ihrer Region um ein Auto zu kaufen gesagt wird.