Matthias

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Auf der Homepage onomastik.com kann man sich zu vielen Vornamen sogenannte Onogramme anzeigen lassen. Onogramm steht für onomastisches (namenkundliches) Assoziationsdiagramm: Das Diagramm zeigt an, wie ein bestimmter Name auf Hörer*innen wirkt, beispielsweise ob ein*e Namensträger*in als eher (un)symphathisch, eher alt oder eher jung und der Name als fremd oder vertraut wahrgenommen wird. Matthias wird hier recht positiv bewertet, Männer mit diesem Namen erscheinen intelligent, sympathisch und der Name wirkt auf die meisten Menschen sehr vertraut.

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Sarkophag des Apostel Matthias in Trier: Das einzige Apostelgrab in Deutschland | © Berthold Werner, gemeinfrei
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Sarkophag des Apostel Matthias in Trier: Das einzige Apostelgrab in Deutschland | © Berthold Werner, gemeinfrei

Letzteres ergibt sich sicherlich aus der langen Tradition, die der Name im deutschsprachigen Raum hat: Ein Name wirkt auf uns immer dann vertraut, wenn wir ihn schon oft gehört haben. Und Matthias wird im Rheinland bereits seit dem 12. Jahrhundert als Rufname vergeben. Zu dieser Zeit veränderte sich die Namengebung grundlegend: Neben die bis dahin üblichen germanischen Rufnamen wie Adelheid, Gerhard oder Heinrich traten nun Namen fremder Herkunft, in erster Linie biblische Heiligennamen wie Elisabeth, Christina und Johannes. Zu dieser Namengruppe gehört auch Matthias: Der Name ist die griechische Kurzform von Mattatías, der wiederum auf hebräisch mattiyāh zurückgeht, was 'Gabe Jahwes' bedeutet.

Bei Bürgern des Rheinlandes ist der Name seit der Mitte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen, allerdings ist er zu dieser Zeit noch nicht so häufig wie andere Heiligennamen (Johannes, Christianus oder Philippus sind zum Beispiel wesentlich beliebter; vgl. Littger 1975, S. 271-273). Doch im Laufe der Zeit tragen immer mehr rheinische Männer diesen Namen, wie etwa Namenlisten aus dem Monschauer Land und aus St. Vith (heute Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien) zeigen: Im 16. Jahrhundert ist Theis der dritthäufigste Männervorname im Monschauer Land (6,34%), im 18. Jahrhundert heißen noch mehr Einwohner Theis bzw. Matheis (9,36%). Im St. Vither Land ist der Name etwas seltener: Im 16. Jahrhundert tragen hier 3,84% der Männer die Namen Theyß und This (5. häufigster Name).

Wie die Namenangaben aus dem äußersten (Süd)Westen des Rheinlandes zeigen, haben sich im Laufe der Zeit viele Kurz- und Koseformen von Matthias entwickelt. Das Rheinische Wörterbuch nennt folgende: Mateies, Mates, Matis, Mat, Mats, Meies, Matti, Mätti, Tei, Tis, Ties, Tias, Mattjö, Matschö. Die beiden letztgenannten Varianten gehen dabei auf die französische Form Matthieu zurück (wie Schäng zu Jean, vgl. den Artikel zu Johannes).

Bis heute wird der Name an Neugeborene vergeben, wenn auch mit unterschiedlicher Häufigkeit: Von 1939 bis 1957 stieg seine Beliebtheit stark an, bis in die 1990er Jahre befand er sich meist unter den Top 20 der vergebenen Vornamen (vgl. beliebte-vornamen.de). Aktuell wird er von Namen wie Finn, Noah oder Luca verdrängt, deutschlandweit befindet er sich 2017 auf Platz 125 der beliebtesten Babynamen. In den rheinischen Städten ist die Häufigkeit recht unterschiedlich: Während Matthias in Bonn, Düsseldorf und Köln etwa auf Platz 150 der häufigsten Namen bei Neugeborenen 2017 zu finden ist, steht er in Moers auf Platz 52, in Krefeld sogar auf Platz 40. In Bonn, Düsseldorf und Köln sind dafür andere Varianten des Namens beliebt, wie die italienische Form Matteo oder die (ehemalige) Kurzform Matthis, die auch schon in den rheinischen Dialekten vorkommt.

Wie bei vielen Rufnamen, die im Rheinland häufig vergeben wurden, haben sich auch aus Matthias bzw. den rheinischen Varianten hierzu Familiennamen (sogenannte Patronyme) entwickelt, wie zum Beispiel MattheisenThyssen oder Theißen.