Heinrich

Text

Viele berühmte Männer, darunter zahlreiche Herzöge, Fürsten und Kaiser, trugen den Namen Heinrich. Auch im Rheinland war er besonders in der zweiten Hälfte des Mittelalters sehr beliebt; abzulesen ist die Beliebtheit des Namens auch an den zahlreichen Kurzformen, die im Rheinland bekannt sind. Sein Ursprung liegt im Althochdeutschen; wahrscheinlich hat sich Heinrich aus Heimrich entwickelt, einer älteren Form, die in den Texten und Urkunden der Zeit verschwindet als Heinrich auftaucht. Der Name besteht aus den beiden Bestandteilen althochdeutsch heim, altsächsisch hēm 'Heim, Haus' oder althochdeutsch, altsächsisch hag, hagan 'Einhegung, umfriedeter Ort' sowie althochdeutsch rīhhi 'Herrschaft, Herrscher, Macht; reich, mächtig' als Zweitglied.

Bild
Briefmarke zum 100. Todestag eines Düsseldorfers mit großem Namen: Heinrich Heine | © gemeinfrei.
Bildunterschrift
Briefmarke zum 100. Todestag eines Düsseldorfers mit großem Namen: Heinrich Heine | © gemeinfrei.

Heinrich und seine Kurzformen

Wie das häufig bei Namen, die beliebt sind, der Fall ist, werden zahlreiche Kurz- und Koseformen dieses gebildet (und auch zahlreiche Neckverse sind belegt, vgl. RhWB, Band 3, Sp. 458f.). Dazu zählen für Heinrich im Rheinland vor allem solche Formen, bei denen der zweite Bestandteil entfällt und teilweise eine Endung zur Bildung einer Koseform (hier ein -i oder -o) angehängt wird: Hein, Heini, Heino, Hen oder Henn sind nur einige Beispiele. Besonders im Ripuarischen und Südniederfränkischen ist auch der Drickes (zur Entstehung dieser Kurzform lesen Sie hier) bekannt und weit verbreitet; durch die weite Verbreitung dieser Form dient sie häufig auch dazu, Personen im Allgemeinen mit bestimmten Charaktereigenschaften oder nach dem Aussehen zu benennen: kleene Drickes 'kleiner Mann', stieve Drickes 'ungelenker Mensch', faule Drickes 'fauler Mensch', kölsche Drickes  'der Kölner als Typ'.

Und noch eine weitere Kurz-/Koseform des Namens Heinrich ist sogar weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus bekannt: Will man angeben, dass jede Person angesprochen ist, nutzt man häufig den Ausspruch Hinz und Kunz 'jeder, jedermann'. Sowohl Hinz als auch Kunz sind Koseformen zweier schon im Mittelalter häufig vergebener Namen, nämlich Heinrich und Konrad. Das -z am Ende der Kurzformen zeigt jeweils an, dass es sich um eine Koseform handelt (vgl. etwa auch Fritz > Friedrich oder Lutz > Ludwig). Im Standarddeutschen sind die Endungen für Verniedlichungsformen häufig -chen, -lein, teilweise auch -i (etwa Rolli > Rollkragenpullover, Elli > Elisabeth, Willi > Wilhelm), im süddeutschen Sprachraum werden häufig auch Formen mit -l- (-le, -li, -el, -erl) verwendet. Bei Hinz und Kunz handelt es sich um eine alte, aber wohl nicht mehr produktive Bildung von Kurzformen mit -(t/p)s oder -(t)z (Januschek 2005).

So beliebt der Name im Mittelalter und Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts war, und zu dieser Zeit zu den zehn am meisten vergebenen Jungennamen Deutschlands zählte, so sehr nahm seine Beliebtheit danach ab. In den vergangenen 40 Jahren wurde der Name kaum noch vergeben, hingegen sind die englische wie auch die französische Variante Henry oder Henri durchaus beliebt und werden dementsprechend häufig vergeben. Auch der Familienname Heinrich ist in seinen verschiedenen Lautformen in Deutschland wie auch in den benachbarten Niederlanden weit verbreitet.