Schreurs

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Etwa 850.000 unterschiedliche Familiennamen (Stand 2005) gibt es in Deutschland. Die meisten davon dürften auf den Rufnamen des Vaters (seltener auch der Mutter) zurückgehen, einige haben als Grundlage aber auch einen Berufsnamen. So wie etwa Schreurs, der unter den 20 häufigsten Familiennamen Deutschlands zu finden ist.

Träger:innen dieses Namens sind vor allem im Rheinland und dort vermehrt im Kreis Kleve zu finden (siehe geogen). In den Niederlanden setzt sich jenes Gebiet dann fort, dort leben relativ viele Menschen dieses Namens verstreut im ganzen Land. Das mag wohl daran liegen, dass Schreurs niederländischen Ursprungs ist. Es handelt sich um eine Zusammenziehung (= Kontraktion) der Berufsbezeichnung Schreuder, die auf mittelniederländisch schroderscreuder ‚Schneider; Münzpräger; Verlader von Wein- und Bierfässern‘ zurückgeht. Das dem Familiennamen zugrundeliegende mittelniederländische Verb schrōdenschrāden kann sowohl ‚schneidern‘ bedeuten als auch ‚Münzen prägen‘ oder ‚Wein- und Bierfässer wälzen, rollen‘, sodass Schreuder auch einen Münzpräger oder Verlader von Wein- und Bierfässern bezeichnen kann; zumeist meint Schreuder aber den Handwerker, der (aus Stoff nach Maß) Kleidung näht. Die Kontraktion hat zum Schwund des d im Wortinnern geführt, sodass aus Schreuder die Variante Schreur entstanden ist.

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Werk eines Schneiders – der Anzug | © matham315, Pixabay-Lizenz
Bildunterschrift
Werk eines Schneiders – der Anzug | © matham315, Pixabay-Lizenz

Der zweite Bestandteil des Namens, die Endung -s, ist ein erstarrter Genitivsuffix, wie er etwa auch in des Lebens oder des Regens zu finden ist. Früher waren Konstruktionen wie Jan Schreurs Sohn oder Anna Schreurs Tochter frequent; mit diesen konnte ein Abstammungsverhältnis ausgedrückt werden. Im Laufe der Zeit entfiel der Zusatz Sohn oder Tochter, die Genitivendung -s ist aber erhalten geblieben und zeigt noch heute an, dass Träger:innen des Familiennamens Schreurs einen Vorfahren hatten, der als Schneider tätig war.