Meevissen

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Woher stammt der Familienname Meevissen (auch Meeuwissen)? Und wo ist er am häufigsten anzutreffen? Diese Fragen stellt man sich schnell, wenn man den Familiennamen zum ersten Mal hört, kann man sich seine Bedeutung doch spontan kaum herleiten. Das mag zum einen daran liegen, dass uns der Vorname, der dem Familiennamen zugrunde liegt, heute kaum noch bekannt ist oder nur selten verwendet wird und zum zweiten haben Vorname und Familienname auf den ersten Blick nicht viel gemein.

Um das Rätsel aufzulösen: Ursprung des Familiennamens Meevissen (manchmal auch Meeuwissen) ist der männliche Vorname Bartholomäus; das wiederum die lateinische Variante einer aramäischen Form, die so viel wie ‚Sohn des Tolmai‘, das heißt ‚des Verwegenen‘, bedeutet. Im Rheinland sind besonders Kurzformen bekannt: Zum einen werden teilweise die letzten Silben des Namens getilgt, sodass Formen wie Bartel entstehen, häufiger entfällt allerdings die erste unbetonte Silbe und Kurzformen wie MebesMewes oder Melwes entwickeln sich (RhWB, Band 1, Sp. 482). Diese letzten drei Formen bieten die Grundlage des Familiennamens Meevissen.

Namen, die aus anderen Sprachen entlehnt wurden, übernahm man früh in ihrer ursprünglichen Form, so etwa auch Bartholomäus. Dabei wurden häufig auch sprachliche Eigenheiten, die im Deutschen nicht geläufig waren, übernommen: Im Mittelniederdeutschen (etwa 1150-1650) waren Vokalverbindungen, die sich über zwei Silben verteilten (= Hiatus, wie etwa bei The-ater oder Bartholomä-us), noch unbekannt. Um diese Hiate im Deutschen zu vermeiden, griff man auf einen kleinen Trick zurück und fügte zwischen den beiden Vokalen ä und u im Namen _Bartholomäus _einen weiteren Laut ein, in diesem Fall ein -v-; im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Vokalverbindung dann fest und lautete awe oder ewe.

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Grundlage des Familiennamens ist der Rufname Bartholomäus | © Francis Helminski, gemeinfrei
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Grundlage des Familiennamens ist der Rufname Bartholomäus | © Francis Helminski, gemeinfrei

Die Endung -en drückt eine Verwandtschaftsbeziehung zwischen dem ersten Träger oder der ersten Trägerin und ihren direkten Vorfahren aus: Jan Meevissen Sohn meint, dass Jan der Sohn von Meevis ist, Maria Meevissen Tochter bezeichnet dann die Tochter eines Meevis; die Endung -en ist in diesen Fällen erhalten geblieben und zeigt noch heute, dass es sich um einen Vaternamen handelt. Auch bei Meevissen ist dies der Fall, der erste Träger oder die erste Trägerin war wohl ein Nachkomme eines Menschen, der Bartholomäus hieß.

Insgesamt ist der Name Meevissen in Deutschland selten anzutreffen, überwiegend wohnen Träger*innen dieses Familiennamens im Rheinland, genauer im Kreis Kleve, in Krefeld oder Duisburg, der Städteregion Aachen, dem Kreis Düren, dem Rhein-Erft-Kreis, Wuppertal und der größte Teil wohnt im Kreis Viersen, nahe der niederländischen Grenze, wo auch auf niederländischer Seite der heutigen Staatsgrenze der Name noch anzutreffen ist.

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Jünger Jesu und einer der zwölf Apostel: Bartholomäus. | © Meister des Zweder van Culemborg, aus den Sammlungen der Königliche Bibliothek der Niederlande, gemeinfrei
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Jünger Jesu und einer der zwölf Apostel: Bartholomäus. | © Meister des Zweder van Culemborg, aus den Sammlungen der Königliche Bibliothek der Niederlande, gemeinfrei