Everartz

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Einige Familiennamen sind besonders häufig in bestimmten Regionen im Rheinland anzutreffen wie etwa Schmitz oder Engels. Andere wiederum sind nur selten belegt, dies gilt etwa auch für den Familiennamen Everartz, der in Deutschland fast ausschließlich im Rheinland zu finden ist, dort vor allem in der Städteregion Aachen, in Düsseldorf sowie in Köln. Auch in unserem westlichen Nachbarland leben noch einige Personen dieses Namens, zumeist in Heerlen und den angrenzenden Städten. Seinen Ursprung hat Everartz in einem Rufnamen, der lange weit verbreitet war; die Rede ist von Eberhardt. Dieser verweist im ersten Namenglied auf ein Tier, genauer genommen geht dieser erste Teil auf das althochdeutsche Wort ebur oder die altsächsische Form eƀur ‚Eber‘ zurück. Der zweite Bestandteil stammt ebenfalls bereits aus dem Althochdeutschen: althochdeutsch harti, herti sowie die altsächsische Form hard bedeuten ‚hart, stark‘. Menschen, die den Rufnamen Eberhardt trugen, waren demnach etwa stark wie ein Eber. Das erste Namenglied lässt sich sprachhistorisch sogar noch weiter zurückverfolgen: Vermutet wird, dass es auf die germanische Form *ebura zurückgeht. Bei Wörtern, die im Germanischen ein inlautendes b aufweisen, wie dies etwa bei *ebura der Fall ist, ist dieser Laut im Althochdeutschen wie Mittelhochdeutschen des Rheinlands b geblieben, im Altsächsischen (nördlich der Benrather Linie) wurde er zu ƀ oder v. Dieser lautliche Unterschied bedingt auch die Varianz von Eber- und Ever-. Möglich ist aber auch, dass dieser durch kleinräumige dialektale Entwicklungen bedingt ist. Was jeweils bei dem Namen zutrifft, kann wohl nur geklärt werden, wenn man einen Blick in alte Unterlagen zur Erstnennung des Namens wirft.

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Eines der Namenglieder des Rufnamens, welcher die Grundlage des Familiennamens bildet, bezeichnet den Eber | © Johann H. Addicks, GNU-Lizenz
Bildunterschrift
Eines der Namenglieder des Rufnamens, welcher die Grundlage des Familiennamens bildet, bezeichnet den Eber | © Johann H. Addicks, GNU-Lizenz

Das finale -s (hier z, da die Endung auf t folgt) des Familiennamens Everartz kann hingegen eindeutig erklärt werden: Es handelt sich um eine erstarrte Genitivendung wie wir sie auch aus Wörtern wie des Kissens oder des Lebens kennen; bei Familiennamen zeigte sie ursprünglich die Abstammung an. Sie stammt dabei aus Konstruktionen wie Otto, Everartz Sohn oder Mia, Everartz Tochter und zeigte, dass es sich bei diesen um Nachkommen eines Mannes namens Eberhardt handelte. Im Laufe der Jahrhunderte sind allerdings die Zusätze Sohn und Tochter entfallen, heutzutage ist nur noch die Endung -s enthalten.