Pastorat
Für die Wohnung des Pfarrers oder das Pfarrbüro ist im Norden Deutschlands die Bezeichnung Pastorat verbreitet. Die meisten standardsprachlichen Wörterbücher listen das grammatische Geschlecht (in der Sprachwissenschaft als Genus bezeichnet) als Neutrum: das Pastorat. In einigen rheinischen Dialektwörterbüchern ist das Genus von Pastorat allerdings nicht nur als Neutrum, sondern auch als Femininum verzeichnet, so u. a. im Rheinberger Wörterbuch, im Grefrather Mundartwörterbuch und im Beueler Sprachschatz.
Der Grund für diese Genusabweichung liegt in der Geschichte des Wortes: Wie viele Begriffe aus dem kirchlichen Wortschatz kommt Pastorat aus dem Lateinischen. Fremdwörter „ererben“ ihr Genus oft aus der Sprache, aus der sie entlehnt wurden. Das standarddeutsche Pastorat übernahm das Genus des aus dem Mittellateinischen übernommenen pastoratus. Allerdings gibt es noch ein weiteres mittellateinisches Wort, das das gleiche bedeutet, aber ein Femininum ist, nämlich pastoria, worauf das niederländische pastorie und die mittlerweile ausgestorbene deutsche Bezeichnung Pastorei zurückgehen – beide sind feminin. Das Neutrum Pastorat existierte im Rheinland lange Zeit neben den Feminina Pastorei und pastorie und hat deren Genus übernommen.
Anhand der Karte, die auf Daten der ILR-Fragebogenerhebung 11 aus dem Jahr 2017 basiert, wird allerdings ersichtlich, dass die Pastorat (orange eingefärbter Teil der Tortendiagramme) auf dem Rückzug ist und in weiten Teilen schon das Pastorat gilt. Auf lange Sicht ist anzunehmen, dass sich die neutrale Variante (blau) durchsetzen wird, da Wörter auf -at generell Neutra sind (das Direktorat, das Syndikat, das Mandat). Interessanterweise fanden sich in den Fragebögen auch verstreut Belege für der Pastorat, einer Variante, die keines der konsultierten Wörterbücher aufführt. Die maskuline Variante scheint sich nicht auf ein bestimmtes Gebiet zu beschränken; der Pastorat (rot) wurde von überall zwischen Warbeyen im Kreis Kleve und Kirchheim im Kreis Euskirchen gemeldet. Möglicherweise orientieren sich die Sprecher:innen hierbei an den wenigen Substantiven, die auf -at enden und keine Neutra, sondern Maskulina sind, wie der Apparat. Das Genus von de, was einige Male genannt wurde, kann entweder maskulin oder feminin sein.