Auto

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„Der Auto ist neu.“ Diesen Satz würden die meisten Deutschsprechenden als falsch empfinden, in den rheinischen Dialekten ist er aber durchaus akzeptiert. Im Standarddeutschen ist das zugehörige grammatische Geschlecht (auch Genus genannt) nämlich Neutrum, das Auto, im Rheinland sagt man auch der Auto. Doch woher kommt das?

Auto gelangte über das französische l‘automobile ins Deutsche und übernahm zunächst auch das Genus des Wortes, Femininum: die Automobil. Dies wurde rasch zu Auto verkürzt. Eigentlich hätte man erwarten können, dass Auto das feminine Geschlecht beibehält, denn Kurzformen übernehmen in der Regel das Genus ihrer Langform; beispielsweise folgt das Abi der Langfassung das Abitur und die Demo erhält ihr Genus von die Demonstration.

Im Deutschen wurde das feminine Genus in diesem Fall allerdings komplett aufgegeben. In unserer Spracherhebung wurde die Auto noch vereinzelt genannt, nämlich aus Köln-Zollstock und Bonn-Beuel, sowie aus Mönchengladbach-Rheindalen und Korschenbroich-Kleinenbroich, dort allerdings als Variante neben Maskulinum und Neutrum (rot eingefärbter Teil der Tortendiagramme). Warum aber wechselte Auto sein Geschlecht?

Das liegt vermutlich daran, dass das neue Wort nun auf -o endet und solchen Wörtern generell nicht das feminine Genus zugewiesen wird. Sie sind stattdessen überwiegend Maskulina (der Euro, der Flamingo, der Tacho usw.) oder Neutra (das Abo, das Kilo, das Konto usw.). Im Fall Auto hat man sich in der Standardsprache auf die neutrale Form das Auto festgelegt, in den Dialekten des Rheinlands auf der Auto. Möglicherweise hatte noch ein anderes linguistisches Prinzip Einfluss auf diese Entscheidung, nämlich das sogenannte Leitwortprinzip: Wenn man sich bei einem Wort unsicher ist, welches Genus es haben soll, orientiert man sich oft an einem Wort, das etwas Ähnliches bezeichnet, und übernimmt dessen Genus. In diesem Fall könnte der (Kraft-)Wagen als Vorbild gedient haben, der im Rheinland auch oft als Bezeichnung für das Auto verwendet wird.

An der Karte, die auf Daten der ILR-Fragebogenerhebung 11 aus dem Jahr 2017 basiert, lässt sich ablesen, dass sich die Dialektsprecher:innen im Rheinland überwiegend für et Auto entscheiden (blau eingefärbter Teil der Tortendiagramme). Etwas höher ist der Anteil von der Auto (orange) im Südniederfränkischen, wo auch häufiger beide Formen akzeptiert sind. Am Niederrhein und im ripuarischen Dialektgebiet ist der Auto weniger vertreten.

Bild
Auto | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
Auto | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0