Brille
Wie viele von Ihnen vielleicht schon wissen, geht die Brille auf den Halbedelstein Beryll zurück. Im Mittelalter entdeckte man, dass man mithilfe des durchsichtigen Steins Dinge optisch vergrößern und besser erkennen kann. Zunächst verwendete man dazu nur einen einzelnen Stein bzw. einen Beryll, den man sowohl im Mittelhoch- als auch im Mittelniederdeutschen als berille bezeichnete. Genau wie bei Beryll war das Genus, das grammatische Geschlecht dieses Wortes, Maskulinum. Als das Brillengestell, wie wir es heute kennen, erfunden worden war, war das Wort berille ein Pluralwort, denn nun verwendete man ja zwei Steine: die berille. Im Neuhochdeutschen wurde daraus die standarddeutsche Singularform die Brille. Da man nun aber eine neue Pluralform brauchte, bildete man die Form die Brillen.
Im Rheinland sieht es ein bisschen anders aus, denn dessen Dialekte haben das Maskulinum der mittelniederdeutschen Form bewahrt – hier hört man auch der Brill oder Brell. Die Karte, die auf Daten der ILR-Fragebogenerhebung 11 aus dem Jahr 2017 basiert, zeigt, dass das maskuline Genus bei Brille (orange eingefärbter Teil der Tortendiagramme) in den Dialekten des Rheinlands noch fast doppelt so häufig vorkommt wie die feminine Form (blau); in vielen Orten sind beide Formen akzeptiert. Manche Belege konnten keinem Genus zugeordnet werden: de (grün) kann sowohl ein maskuliner als auch ein femininer Artikel sein. Vereinzelt wurde auch das neutrale Geschlecht bei Brille genannt (rot), beispielsweise aus Rheinberg, Herzogenrath und Bergneustadt.