Anlaut in bin/sind
Für genau ein Viertel der Ortsmundarten (also 15) wird eine mit der Standardsprache übereinstimmenden Verteilung von b- und s-Anlaut signalisiert (z. B. Zeddam: ich bön – sie sön). Etwa gleich groß ist jeweils die Zahl der Orte mit reinen s- bzw. reinen b-Belegen (s-: 16, z. B. Elten: ich sit – sie sin; b- 17, z. B. Bronkhorst: ich bön – sie bönt). In den übrigen zwölf Ortsmundarten schließlich sind im Singular und/oder Plural Varianten zu verzeichnen (z. B. Groß Reken: ich bün – sie bünt/sünt).
Das geschlossene Verbreitungsgebiet des s-Typs erstreckt sich am unteren Niederrhein von Elten bis nach Winnekendonk. Jenseits der Staatsgrenzen schließen sich Groesbeek und Pannerden an. Das sich beiderseits der Grenze ausdehnende Areal des b-Typs reicht von Bronkhorst bis Erle, von Dinxperlo bis Hochmoor. Im Nordosten ist wiederum der s-Typ zu finden (Legden).
In keiner der untersuchten Ortsmundarten ist eine im Vergleich zu den beiden Standardsprachen umgekehrte Verteilung von s- und b-Anlaut zu verzeichnen. Damit fehlt es zunächst an Hinweisen auf standarddivergente Entwicklungen. Dagegen lassen sich die hohe Frequenz der beiden übrigen Symbole sowie deren räumliche Verbreitung als Anpassung der Mundarten an die jeweilige Hochsprache erklären; dabei geben älteren Untersuchungen und die großen Sprachatlanten (Entjes/Hol 1973, Karte 5 und 128; Deutscher Sprachatlas: Karte 99 und 108; Hol 1953, S. 272) wichtige Hinweise.