Maria

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Der weibliche Vorname Maria hat im deutschen Sprachraum eine lange Tradition, seit dem 16. Jahrhundert wurde er hier häufig vergeben. So auch im Rheinland, wo durch die traditionell eher katholische Prägung christliche Vornamen generell bis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges weit verbreitet waren (Gerhards 2010, S. 65-68). Der Name ist die griechische und lateinische Form des hebräischen (aramäischen) Namens Mirjām, dessen Ursprung wiederum noch nicht sicher erklärt ist (eventuell zu hebräisch rym 'schenken' oder mry 'fruchtbar sein').

Diese große Häufigkeit führte dazu, dass sich im Rheinland viele von Maria abgeleitete Varianten entwickelten: MarieMarie(s)cheMiaMariekeMijkeRia. Besonders beliebt war (und ist) die Kurzform Mia – sie gilt laut "Rheinischem Wörterbuch" als "vornehmer" (RhWb, Bd. 5, Sp. 862) gegenüber den rein mundartlichen Formen (Marie(s)cheMarieke; mehr zu den verschiedenen Verkleinerungsformen). Nichtsdestotrotz hat sich das Mariechen in einem ganz elementaren Bereich der rheinländischen Kultur durchgesetzt: im Karneval. Funkemariechen oder Tanzmariechen heißen heute die Tänzerinnen der Karnevalsvereine, die historisch auf die Marketenderinnen zurückgehen, die im Dreißigjährigen Krieg Soldatentruppen begleiteten (Wrede 2010, S. 284). Und auch besungen wird Marie häufig. In zahlreichen kölschen Lieder steht eine Frau diesen Namens im Mittelpunkt, so in Brings' "Marie" ("Ding Zick kütt jetzt, Marie ding Stän, die ston jot wie nie"), Kasallas "Marie" ("Marie esu wie met dir wor et nie, ejal wä do kohm irjendwie han ich manche Naach janz heimlich noch an dich jedaach") oder in Paveiers "Leev Marie" ("Leev Marie, ich bin kein Mann für eine Nacht Leev Marie, das habe ich noch nie gemacht Leev Marie, es muss die wahre Liebe sein Für eine Nacht bleib ich lieber allein").

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Tanz, Mariechen, Tanz! Blaue Funken beim Funkenbiwak 2017 | © Johannes Sebastian Agilo Müller, CC BY-SA 4.0
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Tanz, Mariechen, Tanz! Blaue Funken beim Funkenbiwak 2017 | © Johannes Sebastian Agilo Müller, CC BY-SA 4.0

Betrachtet man die Häufigkeit der Vornamen Maria und Marie im Wandel der Zeit, wird eine vergleichsweise stabile Beliebtheit deutlich. Die Statistiken auf der Homepage www.beliebte-vornamen.de zeigen, dass die Namen von 1890 bis in die 1960er Jahre immer unter den 50 häufigsten Namen zu finden waren (alle Daten beziehen sich auf die Vergabe als Erstname). Nach einer kurzen schwächeren Phase wurde dann ab den 1980er Jahren vor allem Marie wieder vermehrt als Vorname vergeben. 2018 ist Marie wieder in den Top Ten zu finden, in Nordrhein-Westfalen steht der Name auf Platz 9 der Beliebtheitsskala. Deutschlandweit schafft Marie es auf Platz 12, Maria auf Platz 48. Noch beliebter ist allerdings inzwischen die Kurzform Mia, die seit den 1990er Jahren nicht mehr nur als rheinische Koseform verwendet wird, sondern in ganz Deutschland als Vorname vergeben wird. Noch 1998 gab es zu dem Namen Mia deutschlandweit nur 863 Einträge in den Telefonbücher und diese stammen fast nur aus Köln und Düsseldorf. 10 Jahre später, 2007 steht der Name deutschlandweit in den Top Ten der an Babys vergebenen Namen und 2018 ist Mia der zweitbeliebteste weibliche Vorname in Deutschland.

Auch in den rheinischen Hitlisten ist die lange Marie/Marie/Mia-Tradition und eine andauernde Beliebtheit deutlich zu sehen, so ist Marie zum Beispiel in Köln 2017 auf Platz 4 zu finden (deutschlandweit: 12). Besonders häufig wurden die drei Namenformen 2017 in Krefeld vergeben: Mia Platz 5, Maria Platz 14 und Marie Platz 15.

Und wie steht es mit Marias Josef im Rheinland?