Weyers

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Familiennamen sind sprachliche Zeugnisse längst vergangener Zeiten. In Deutschland wurden sie ab etwa dem 12. Jahrhundert vergeben und schließlich zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert erblich, ähnliches gilt auch für die Niederlande (siehe Marynissen 2010). Beide Sprachen wurden zwar im Laufe der Jahrhunderte immer wieder modernisiert, die Schreibung der Familiennamen blieb davon aber meist unberührt, sodass noch heute Reliktschreibungen erhalten sind. Ein gutes Beispiel für eine Schreibweise, wie sie heute nicht mehr in der modernisierten niederländischen Schreibsprache, wohl aber in Familiennamen zu finden ist, ist Weyers. Träger:innen dieses Namens leben im deutschsprachigen Gebiet vor allem an der Grenze zu den Niederlanden (siehe geogen), in unserem westlichen Nachbarland finden sich bis auf den Norden nahezu überall Menschen mit diesem Namen.

Ob Weyers deutschen oder niederländischen Ursprung ist, ist nicht genau zu klären. Auch die Bedeutung des Familiennamens ist nicht eindeutig; es können verschiedene Erklärungsansätze betrachtet werden. Zum einen könnte der Name auf einen Platz verweisen, der den Namen Weyer trug oder auf die aus dem lateinischen Wort vivarium ‚Tierkäfig, Fischbehälter‘ entlehnte althochdeutsche Bezeichnung wī(w)āri hinweisen. Im Mittelhochdeutschen entstand daraus dann die Bezeichnungen wīwerwīherwīger deren Bedeutung ‚Weiher‘ sich seit etwa dem 9. Jahrhundert durchsetzte.
Möglich ist aber auch, dass Weyers als Patronym diente, also auf Grundlage des Rufnamens des Vaters gebildet wurde. Basis könnte der heute wohl nicht mehr existierende Rufname Weijer(t) sein, eine Nebenform zu Wier(t) oder Wiard oder Formen wie Wīgheri oder Wīghhard sein.

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Bild eines typischen Weihers | © Asentreu, gemeinfrei
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Bild eines typischen Weihers | © Asentreu, gemeinfrei

Und noch eine weitere Deutung ist denkbar: Weyers könnte ebenso als Berufsname gedient haben. Zum einen etwa als Bezeichnung für einen Knecht, wenn Weyers auf mittelhochdeutsch weger, wei(h)er ‚Wurfschaufel, um Getreide von der Spreu zu reinigen‘ zurückgeht oder aber auch, wohl meist im Niederländischen und weniger im Deutschen, als Gärtner (mittelniederländisch weyen ‚jäten‘) oder Hirte (mittelniederländisich weyen ‚weiden‘) verstanden werden.

Und auch die Endung -s ist ein Relikt vergangener Zeiten; es handelt sich dabei um eine alte Genitivendung (wie bei des Lebens oder des Regens). Als im 12. Jahrhundert die ersten Beinamen vergeben wurden, um Menschen mit demselben Namen voneinander zu unterscheiden, griff man auch darauf zurück, diesen nach ihren Vorfahren zu benennen, sodass Formen wie Jan Krings Sohn ‚Jan ist der Sohn von Kring‘ entstanden. Als im Laufe der Jahrhunderte die Familiennamen erblich wurden, entfiel häufig der Zusatz Sohn (natürlich auch Tochter), das finale -s blieb allerdings erhalten und ist heute noch in zahlreichen Familiennamen zu finden.

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Träger :innen des Familiennamens könnten auch ursprünglich Hirten gewesen sein | © Peter Groth, CC BY 3.0
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Träger :innen des Familiennamens könnten auch ursprünglich Hirten gewesen sein | © Peter Groth, CC BY 3.0