Plecker

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Am 5. Mai 1587 wurde die Stadt Orsoy am linken Niederrhein in Brand gesteckt, auch das Rathaus wurde damals vernichtet. Erst neun Jahre später, also 1596, ließ die Stadtverwaltung ein neues Bürgerbuch anlegen als Verzeichnis all derer, die in Orsoy das Bürgerrecht besaßen. Nicht weniger als fünf Männer – oder Haushaltsvorstände – trugen zu diesem Zeitpunkt den Beinamen Plecker (Kastner/Köhnen 1981, S. 85-87).

Heute kommt der Name (als erblicher Familienname) in Deutschland nur (noch) äußerst sehr selten vor. Laut Geogen sind in den Telefonbüchern gerade einmal fünf Einträge dieses Namens zu finden, darunter einer im Kreis Wesel (hier liegt Orsoy), drei weitere im Nachbarkreis Kleve, der fünfte schließlich in Duisburg. 

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Stuckdecke | © GFreihalter, CC BY-SA 3.0
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In seinem Familiennamen-Wörterbuch schlägt Frans Debrabandere als Herkunft dieses Namens die gleichlautende Berufsbezeichnung vor. Ein Plecker wäre damit ein 'Kälker' oder ein 'Stuckateur' gewesen; als weitere Bedeutung komme vielleicht auch 'Abdecker' in Betracht (Debrabandere 2003, S. 979). Im Rheinischen Wörterbuch stößt man unter dem Stichwort pläcken 'kleben' auf die Ableitung Pläckert, die man auch mit e (plecken, Pleckert) schreiben könnte; Pleckert (mit -t) und Plecker können Varianten sein. Das Wort ist für den unteren Niederrhein belegt und bedeutet "einer der gern hocken bleibt; der vernarrt aufs Spiel ist" (RhWb, Bd. 6, S. 916). Für den Fall, dass der niederrheinische Familienname Plecker hier seinen Ausgangspunkt hätte, müsste man von einem Übernamen sprechen.

Ein anderer Orsoyer, der im Jahre 1596 mit einem Übernamen im Bürgerbuch auftauchte, war Berndt Dronckenboldt. Dessen Nachkommen könnten, wenn sie den Namen behalten und ihn dem Hochdeutschen angepasst hätten, heute Trunkenbold heißen.