Kerstgens

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Anna Kerstgens lautete der Name der ersten Braut, die im Jahre 1610 vor den Traualtar der Pfarrkirche in Mülheim an der Ruhr trat. Gliedert man ihren Beinamen hinsichtlich Wortbildung und Grammatik auf, erhält man Kerst + gen + s. Kerst war eine regionale Kurzform des Rufnamens Christian. Daran war die Verkleinerungssilbe -gen (-chen) gefügt worden, die schließlich noch ein Genitiv-s (wie in: das Kindchen - des Kindchens) bekommen hatte.

Kerstgens kommt auch in der Variante Kerstjens vor. Regionale Familiennamen desselben Musters (auf -gens, -jens, -kens) sind JenniskensKleuskens (< Nikolaus) oder Rüttgens (Rütt < Rüdiger/Rudolf o. ä.). Fällt das -n- aus, entstehen Namen wie HenskesHeynckes oder Reintjes (Rein < Reinhard o. ä.).

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Familiennamen im Rheinland | © roternagellack, CC BY-NC 2.0
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Familiennamen im Rheinland | © roternagellack, CC BY-NC 2.0

Die Kurzform Kerst kann auch auf einen weiblichen Rufnamen verweisen: Neben Christian gab es ja etwa Christina u. ä. Im Falle der Rufnamen Johannes/Johanna, Henrick/Henrika und anderer Paare lässt sich an den in der Vergangenheit gebräuchlichen, in historischen Quellen überlieferten Kurzformen ebenfalls nicht immer erkennen, ob ein Mann oder eine Frau Träger*in des Namens war.

Der Bräutigam von Anna Kerstgens hieß Gotzen von der Schüren (Sandmann 1916, S. 3). Der damalige Pastor hat diese und die darauf folgenden Trauungen in einem "Nahmenbuch" festgehalten; 1916 wurde diese Liste dann in der "Zeitschrift des Geschichtsvereins Mülheim an der Ruhr" publiziert. Für den Namenkundler sind solche Veröffentlichungen Gold wert.

Die nächsten Hochzeitspaare des Jahres 1610 in Mülheim waren: Maria Snetzlers und Rotger zum SteinhausUrsula von Deipenbeck und Henrich in SlottelAnna im Bungart und Jakob Breues sowie Elsa Jans und Gordt Kocks (Sandmann 1916, S. 3).