Wenn Schwedisch und Kölsch aufeinandertreffen

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„Hej, schön dich ze sinn!“ lautet die Begrüßung der IKEA-Filiale Am Butzweilerhof in Köln. Ein Sternchen hinter „Hej“ verrät den Kund:innen, dass man sich auf Schwedisch so begrüßt (ausgesprochen wird „Hej“ übrigens wie man es schreibt, das e ist lang). Der kölsche Zusatz scheint keiner Erklärung zu benötigen – das LVR-Sprachteam erzählt Ihnen aber gerne mehr darüber!

Die Übersetzung lautet natürlich ‚schön dich zu sehen‘. In schwedisch-entspannter Manier werden alle, die bei IKEA einkaufen, geduzt. Das passt auch zur kölschen Mentalität, immerhin ruft das kölsche Grundgesetz in elf Paragraphen zu einer unaufgeregten Lebenseinstellung auf. Kulturell scheint sich IKEA in Köln also gut einzufügen.

Aber auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht gibt es ein paar Anmerkungen. Während die Grundform des Verbs „sehen“ im Standarddeutschen ein e aufweist und das i nur in einigen Formen wie „es sieht“ ins Spiel kommt, findet sich dieser Vokal im Kölschen schon im Infinitiv „sinn“ – und zwar verkürzt, wie es für das Rheinland typisch ist. Kurz ist auch der Vokal in „ze“. Im Standarddeutschen spricht man hier ein langes u, im Kölschen ist es ein kurzes Schwa. Diesen Laut kennen wir unter anderem aus unbetonten Endungen wie im Wort „zeig-en“. In der gesprochenen Standardsprache wird er oft weggelassen. Auch „schön“ hat einen verkürzten Vokal, wenn es nach den meisten Rheinländer:innen geht, auch wenn die Kürzung hier nicht schriftlich festgehalten wird.

Der Wechsel von einer Sprache in eine andere, oder auch von einer Sprachvarietät in eine andere (zum Beispiel zwischen Standarddeutsch und Dialekt) wird Code-Switching genannt. Es gibt verschiedene Gründe, warum man in einem Gespräch oder der schriftlichen Sprache nicht bei einer Sprachform bleiben möchte oder kann. Im Falle der Begrüßung bei IKEA in Köln bewirkt der Wechsel vom Schwedischen ins Kölsche eine emotionale Verbindung: Der schwedische Gruß ist eine Art Selbstoffenbarung seitens des Ladens, der seine Herkunft verdeutlicht und der Zusatz auf Kölsch ist ein Entgegenkommen an die Kund:innen, die im besten Falle vom unerwarteten Dialekt positiv überrascht sind.

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Werbeplakat von Ikea aus einem Auto heraus fotografiert
Bildunterschrift
„Hej, schön dich ze sinn“ erklärt eine Kölner IKEA-Filiale | © Sarah Puckert, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte