Haribo Happy-Cola

Text

Regiolekt und Dialekt in der Werbung sind nichts Ungewöhnliches, aber die Firma Haribo aus Bonn wollte es nun wirklich wissen. Gleich fünf verschiedene Bezeichnungen für das verschließbare Gefäß, in dem Cola angeboten wird, stehen auf dem Werbeplakat: Pulle, Flascherl, Flasche, Fläschje und Buddel.

Das standarddeutsche Wort Flasche ist auch im Rheinland der gängigste Begriff. Es ist schon in älteren Sprachstufen belegt: mhd. vlasche, vlesche, ahd. flaska. Es lässt sich für das Urgermanische *flaskō rekonstruieren. Ab hier wird die Deutung kniffliger. Ein Vorschlag ist, dieses Wort an flechten anzuschließen, denn Glasflaschen sind eine recht neue Erfindung, zuvor waren umflochtene Gefäße üblich. Geht man allerdings von einem anderen Handwerk aus, nämlich dem Drechseln, könnte man *flaskō zu einer Wortgruppe um flach stellen. In diesem Fall wäre auch der Flaschenzug, bei dem ein Seil in runde Scheiben gelegt wird, zu erklären.

In den Dialekten des Rheinlands kann Flasche eine leicht veränderte Gestalt annehmen. Insgesamt ist Flaschweit verbreitet. Die Dialektumfrage aus Keyenberg und Umgebung hat gezeigt, dass viele Menschen dort Flääsch sagen. Das ist übrigens auch in anderen Dialekten Deutschlands so, etwa im Ostschwäbischen.

Flascherl besteht aus dem Element Flasche und der Verkleinerungssendung -erl, die in Bayern und Österreich verbreitet ist. Das Fläschje ist ebenfalls verstreut im oberdeutschen Raum bekannt, unter anderem in Schwaben, schafft es aber auch bis ins Mitteldeutsche.

Bei Pulle handelt es sich um ein niederdeutsches Lehnwort in die Umgangssprache mit der Bedeutung ‚Flasche‘. Das Niederdeutsche hat es wiederum aus dem Lateinischen entlehnt: auch ampulla heißt ‚Flasche‘.

Bild
Ein Werbeplakat von Haribo, auf dem eine Haribo Colaflasche zu sehen ist. Die Aufschrift lautet "Wie sagst du zum Original? Cola- Pulle, Flascherl, Flasche, Fläschje, Buddel"
Bildunterschrift
Wie sagst du zum Original? Cola- Pulle, Flascherl, Flasche, Fläschje, Buddel | © Verena Krautwald, LVR-ILR

Eine ganz ähnliche Geschichte hat Buddel hinter sich. Auch Buddel ist ein niederdeutscher Begriff, der seinerseits aus frz. bouteille entlehnt wurde. bouteille geht zurück auf das mittellateinische but(t)icula ‚Flasche, Krug‘. Hier sieht man eine Gemeinsamkeit zu Flascherl und Fläschje, denn auch but(t)icula enthält eine Verkleinerung: but(t)is bedeutet ‚Fass‘, -icula markiert die Verkleinerung.

Zurück zu den Süßigkeiten: Wie nennen Sie diese Sorte Fruchtgummi?

Zu guter Letzt ein Suchspiel: Wer findet im Bild die sechste Variante von Flasche? Wir geben Ihnen einen Augenblick. Fünf, vier, drei – ja, richtig! Unten rechts kann man eine Tüte mit der niederdeutschen Aufschrift „Fläschkes“ ausmachen.