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Früher, als im Raum Essen der Dialekt noch die vorherrschende Alltagssprache war, war die Sprachlandschaft zwischen Emscher und Ruhr stark modelliert: Es gab dort deutliche Unterschiede im Wortschatz, Varianten in der Grammatik und hörbare Abweichungen in der Aussprache.

Wenn heute im "Ruhrdeutschen", also in der regionalen Umgangssprache des Ruhrgebiets, Verkleinerungsformen wie Bütterken, Mütterken oder Herzken und Schätzken zu hören sind, klingen die früheren Dialekte dieses Raumes nach. Obwohl – es gab auch Unterschiede, wie die Karte erkennen lässt. Sie beruht auf dem Fragebogen, den Georg Wenker seinerzeit in jeden Schulort des Rheinlands geschickt hat.

Bild
bisschen | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
bisschen | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Im Süden der heutigen Großstadt Essen, also in der Nähe der Ruhr, kamen auch Verkleinerungsformen auf -schen vor. Wann dort anstelle des -ken die konkurrierende Form benutzt wurde, richtete sich nach dem Laut am Ende des Grundwortes. Die Phonetik gab also den Ausschlag. Im Falle von 'ein bisschen' sagte der Süden en bettschen.

Wie die Karte zeigt, reichte das bettschen-Gebiet hinauf bis nach Bredeney und Haarzopf, während die Plattsprecher:innen weiter nördlich bettken sagten. Im Platt von Kettwig vor der Brücke hieß es am Ende des 19. Jahrhunderts allerdings auch nicht bettschen, sondern bessken, dort kam man dem in der heutigen Umgangssprache verbreiteten bissken schon recht nahe.

Die Karte entstand im Rahmen eines ILR-Projekts zur Sprache Essens. Thematisiert wurde darin auch der Zusammenhang zwischen den ehemals in Essen gesprochenen Dialekten, dem Platt, und dem heute üblichen Regiolekt (Ruhrdeutsch).