Regionales auf der Kaffeetafel

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Regionale Küche ist schwer angesagt – man hört und liest ständig davon, wie wichtig und nachhaltig es ist, die Zutaten beim Bauer vor Ort oder im kleinen regionalen Supermarkt zu kaufen. Aber regional kann auch noch auf eine andere Art und Weise interpretiert werden. So geschehen in einer Kochsendung, die abends im Fernsehen lief. Dort hat die Gastgeberin ihren Dinnerabend unter das Motto "Regional" gestellt. Die junge Frau kam aus dem Bergischen Land und hat die Menüfolge ihrer Heimat angepasst. So gab es sowohl eine Vorspeise als auch einen Hauptgang, der für das Bergische Land typisch ist. Besonders ins Auge fiel aber sicherlich das Dessert, das aus lauter Kleinigkeiten bestand und den Titel "Bergische Kaffeetafel" trug. Auf dem Tisch stand dementsprechend auch eine Dröppelminna.

Für diejenigen, die nicht aus dem Bergischen Land stammen, sei schnell erklärt: Es handelt sich bei dieser Dröppelminna um eine Kranenkanne – eine bauchige Kaffeekanne mit drei Füßen und einem Zapfhahn. Unter dieser Kanne steht meist noch eine Art Stövchen, um das Getränk warm zu halten. Ursprünglich stammt die Kaffeekanne wohl aus Holland und kam im 18. Jahrhundert nach Norddeutschland und auch ins Bergische Land.

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Kranenkaffeekanne auf einem Tisch
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Gehört zur Bergischen Kaffeetafel wie die Waffel: eine Dröppelminna. | © Tetti, CC BY-SA 3.0

Offenbar eine beliebte Eigenheit, die auch sprachlich interessant ist. Denn selbst diejenigen, die die Wörter dröppeln und Minna kennen, wissen nicht zwangsläufig, dass es sich dabei um eine Kaffeekanne handelt. Dröppeln ist das rheinische Wort für ‚tröpfeln‘, also langsam heraustropfen. Dass die Dröppelminna tropft, liegt wohl daran, dass nach dem ersten Aufdrehen des Ausgusses dieser durch den verbleibenden Kaffeesatz (es gab ja noch keine Kaffeefilter) verstopfte und der Kaffee dann nicht mehr floss, sondern herauströpfelte. Der zweite Teil der Bezeichnung ist wahrscheinlich sogar überregional bekannt. Minna war oftmals der (Schimpf-)Name für eine Hausangestellte. Wohl deswegen, weil Wilhelmine damals ein beliebter Name war, Minna dann die Kurzform hiervon.

Die Kaffeekanne im Bergischen Land hat ihren Namen angeblich davon, dass sie an eine rundliche und angeblich an eine Hausmamsell erinnernde Form habe. Und nicht nur für eine Hausangestellte oder eine Kaffeekanne wurde die weibliche Rufnamenkurzform genutzt, ebenso bekannt dürfte die Grüne Minna sein, mit dem ein Gefangenentransporter bezeichnet wurde. Auch ein elektrisches Haushaltsgerät trägt den Namen, Küchenmaschine Minna M3. Der Name Minna wurde umgangssprachlich im Sinne von 'Hausangestellte' verwendet und stand wohl für etwas, das einem gute Dienste leistet.

Gleichzeitig kann man eine Person aber auch zur Minna machen, also jemanden zurechtweisen oder ausschimpfen, jemanden hart behandeln. Oder man wird gleich selbst zur Minna, diese Wendung dient zum Ausdruck höchster Verwunderung.

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Küchenmaschine
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Auch dieses schöne Gerät trägt den Beinamen "Minna". | © H. Schrempel